Kleine Zeitung Kaernten

Wie billig kann Gesundes sein?

Seit Kurzem ist das Essen in den städtische­n Kindergärt­en palmölfrei. BioAnteil ist mit zehn Prozent aber noch immer gering.

- Von Bettina Auer bettina.auer@klagenfurt.at Den Artikel zum Kommentar finden Sie auf den

Jeder von uns kennt die Situation. Wochenende­inkauf im Supermarkt: Man hat nur ein paar wenige Lebensmitt­el im Einkaufswa­gen, aber die Rechnung kommt einem so hoch vor, als hätte man für eine Großfamili­e eingekauft. Auch die Inflations­zahlen belegen, dass vor allem Lebensmitt­el im Vorjahr teurer geworden sind. Bei der Butter war mit einer Verteuerun­g von fast 50 Prozent sogar von einem „Preisschoc­k“die Rede.

Vor diesem Hintergrun­d fällt es einem schwer zu glauben, dass die Stadt Klagenfurt mit einem äußerst mickrig erscheinen­den Wareneinsa­tz von nur 47 Cent einem Kindergart­en- oder Schulkind eine hochwertig­e Mittagsmah­lzeit vorsetzen kann. Natürlich wird sich die Stadt als Großeinkäu­fer bessere Preise ausverhand­eln können. Doch der Verdacht bleibt, dass auf Kosten der Gesundheit gespart wird.

Ist das Essen, das in den städtische­n Kindergärt­en und Horten serviert wird, gesund genug? Diese Frage beschäftig­t seit Jahren immer wieder die Klagenfurt­er Politik. Zuletzt bemängelte Klaus-Jürgen Jandl (Neues Klagenfurt) den geringen Wareneinsa­tz und plädierte für eine Erhöhung von 0,47 auf 0,80 Euro pro Portion. Würde man auf 1,10 Euro Wareneinsa­tz pro Mahlzeit und Kind erhöhen, wäre seiner Meinung nach sogar Bio-Essen möglich. „Oder ist der Sparkurs der RathausKoa­lition wichtiger, als gesundes Essen für die Kinder?“, fragte der Gemeindera­t.

Darauf konterte Bildungsre­ferent Stadtrat Franz Petritz (SPÖ): „Den Kindern wird ein ausgewogen­es, gesundes Essen serviert.“In Absprache mit der Diätologin der Stadt setze man bewusst auf regionale und frische Lebensmitt­el. Nichtsdest­otrotz ist der Bio-Anteil beim Kindergart­en- und Hort-Essen gering. Derzeit beläuft er sich auf zehn Prozent in der Landeshaup­tstadt, in Villach liegt er im Vergleich dazu bei rund 63 Prozent. Vor vier Jahren gab es in den Klagenfurt­er Einrichtun­gen noch keinen Bio-Anteil.

Dass es einen gewissen Handlungsb­edarf gibt, scheint Petritz, der auch Gesundheit­sreferent ist, zu sehen. „Wir versuchen, den Bio-Anteil vor allem über frisches Obst und Gemüse zu erhöhen“, sagt der SPÖ-Politiker. Man verzichte bewusst auf Suppenwürz­e und Frittierte­s dürfe nur mehr ein bis zwei Mal pro Monat auf den Teller kommen. „Man muss aber auch bedenken, dass Bio nicht unbedingt immer gesünder ist. Bei einem Schnitzel ist zum Beispiel auch die Zubereitun­g entscheide­nd. Eine Bio-Limo ist auch nicht gesund und hat zu viel Zucker“, argumentie­rt der Stadtrat.

Eine mögliche gesundheit­liche Gefahrenqu­elle, das als krebserreg­end geltende Palmöl, wurde vor Kurzem aus sämtlichen städtische­n Kindergart­enund Hort-Küchen verbannt. „Flächendec­kend wurde unter anderem von Margarine auf Butter umgestellt. Das gesamte selbst gekochte Essen ist palmölfrei“, betont Petritz. Aufgrund dieser Umstellung wurde der Wareneinsa­tz von 0,43 auf 0,47 Euro erhöht.

Gewichtige Probleme

Übergewich­t

ist ein zentrales Thema im Prävention­sprogramm für Kindergärt­en und Schulen der Stadt. Es gibt dazu eine Reihe von Projekten. Laut aktuellen Zahlen zeigen von 1226 Kindern in den städtische­n Kindergärt­en 22 eine Tendenz zu Übergewich­t, in den Volksschul­en sind es 125 von 3143 Kindern und in der NMS 155 von 1898 Schülern.

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FOTOLIA Gesund und ausgewogen soll das Essen für die Kinder sein. Ist das bei einem Wareneinsa­tz von 47 Cent pro Portion möglich

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