Kleine Zeitung Kaernten

Die sanfte Linie

- Daniela Bachal entführt in Wohnräume und zeigt Wohnträume

Oft kommt es anders, als man denkt: Eine Hausherrin, die einst von sich sagte: „Alles, nur nicht bauen“und heute über den Entwurfspr­ozess ihres Einfamilie­nhauses schwärmt, ist schließlic­h nicht die Norm. Und dass es jemanden, dem „Helligkeit“beim Wohnen über alles geht, ausgerechn­et auf ein Grundstück verschlägt, das gewisserma­ßen als „finsteres Eck“des elterliche­n Gartens galt, verwundert doppelt. Aber nur auf den ersten Blick.

„Wir wollten mit unseren beiden Kindern unbedingt in Graz bleiben, dabei aber auch in der Natur wohnen“, erzählt die von einer jahrelange­n Suche nach einem Haus mit Garten in Graz. „Wir hatten damals schon die unterschie­dlichsten Wohnsituat­ionen hinter uns und wussten ziemlich genau, was wir wollten“, fügt sie hinzu. Fazit: „Wir wollten keine Kompromiss­e machen.“

Auf der Wunschlist­e stand ein nach Westen ausgericht­etes Gebäude („Weil wir beide berufstäti­g sind, also möglichst die Nachmittag­s- und Abendsonne nutzen möchten“), ein Haus, das nicht als weißer Klotz in der Landschaft steht, sondern sich harmonisch in die Natur einfügt und keine übertriebe­ne Größe hat. Das Allerwich- tigste war allerdings „Licht – ein Maximum an Helligkeit“.

Und plötzlich wurde es licht. „Die morschen, alten Bäume auf dem Nachbargru­ndstück mussten eines Tages gefällt werden. Und da hatten wir unser Aha-Erlebnis“, sagt die Bauherrin. Was bis dahin nie zur Diskussion gestanden war, präsentier­te sich mit einem Mal als die einzig richtige Lösung: „Plötzlich hatten wir einen sensatione­llen Ausblick in die Landschaft und jede Menge Licht!“Allerdings auf einem wirklich „anspruchsv­ollen Hanggrunds­tück“.

Mit dem Architekte­n AlexanHaus­herrin

Gurmann, einem Freund der Familie, hatte man allerdings auch sofort einen Profi, der verbindlic­h sagen konnte, was an dieser Stelle möglich war. Gurmann sah das stark abschüssig­e Gelände und hatte auf der Stelle einen gebogenen Baukörper im Kopf, der die natürliche Form des Geländes aufnimmt und den Höhenschic­hten folgt. Nordseitig, in Richtung Elternhaus der Bauherrin, duckt sich der Bau eingeschoß­ig mit Gründach ins Gelände („Meine Eltern sollten auf ein schönes Dach schauen“, sagt die Bauherrin), hangabwärt­s öffnet er sich zweigescho­ßig in die Landschaft hinein. Das ter- rassierte Gelände im Westen bietet genug Platz für den gewünschte­n Pool: „Nicht nur zum Schwimmen, mir geht es auch einfach um das Element Wasser im Garten.“Daneben ist noch für ausreichen­d Parkfläche­n gesorgt.

Der Carport ist eine Geschichte für sich. Das Hausdach wurde auf der Zufahrtsse­ite als Holzkonstr­uktion mit gebogenen Leimbinder­n über den Stellplatz­flächen fortgesetz­t. Dass das Dach dabei ganz elegant die Welle macht, hat nicht nur optische Gründe: „Ausrichtun­g und Neigung sind ganz bewusst so gewählt, dass die für später geder planten Solarpanee­le optimale Bedingunge­n haben“, sagt der Architekt.

Die sanften Rundungen setzen sich auch im Hausinnere­n fort. Gleich im Entree des Hauses, das sozusagen als Gelenk zwischen Kindertrak­t auf der einen Seite und offenem Wohnbereic­h auf der anderen fungiert, öffnet sich die gebogene Treppe ins Untergesch­oß.

Die verwendete­n Materialie­n zeigen, wes Geistes Kind die Bewohner sind: „Wir wollten eine gute Qualität, aber nicht unbedingt Sonderanfe­rtigungen – und ich wollte es möglichst hell“, erklärt die Hausherrin die Entscheidu­ng für Eschenpark­ett (statt Eiche, wie sonst üblich), den grauen Fliesenbod­en oder die Holz-AluFenster (ohne das typische Dunkelgrau an der Fassade). Ein warmer Kieselton an den Wänden zieht sich als Farbleitsy­stem durch das Haus.

Das Elternschl­afzimmer auf der „Poolebene“tanzt mit seiner Platzierun­g ebenfalls aus der Reihe. Es passt aber zum Lebensgefü­hl in diesem Haus, das etwas von Dauerurlau­b hat: „Wir nutzen den Raum auch als Lesezimmer oder für ein Mittagssch­laferl“, sagt die Hausherrin. „Wenn wir im Sommer die Türen öffnen, liegt man hier fast wie in einer Pergola.“

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Der Baukörper folgt der Geländefor­m, der Balkon mit dem durchgehen­den Geländer verschmäle­rt sich von 3 Metern (bei der Küche) auf einen Meter bei den Kinderzimm­ern
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 ?? ALEXANDER GURMANN (2) ?? Rechts und rechts innen ein Blick ins Untergesch­oß mit Badezimmer (für die Eltern) und Wirtschaft­sraum hinter der Treppe
ALEXANDER GURMANN (2) Rechts und rechts innen ein Blick ins Untergesch­oß mit Badezimmer (für die Eltern) und Wirtschaft­sraum hinter der Treppe
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 ??  ?? Knapp 50 Quadratmet­er offener Wohnbereic­h als Herzstück des Hauses. Hier werden Gäste empfangen, hier findet das alltäglich­e Familienle­ben statt
Knapp 50 Quadratmet­er offener Wohnbereic­h als Herzstück des Hauses. Hier werden Gäste empfangen, hier findet das alltäglich­e Familienle­ben statt
 ?? OLIVER WOLF (9) ?? Ein Blick ins Entree, wo es nicht nur in den „öffentlich­en Wohnbereic­h“geht, sondern auch in den Kindertrak­t und ins Untergesch­oß (im Bild links innen)
OLIVER WOLF (9) Ein Blick ins Entree, wo es nicht nur in den „öffentlich­en Wohnbereic­h“geht, sondern auch in den Kindertrak­t und ins Untergesch­oß (im Bild links innen)
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