Kleine Zeitung Kaernten

Weltfremd und realitätsf­ern

- Michael Csoklich Michael Csoklich ist Journalist und Lektor

Nicht einmal streiken können sie!“Diese Bemerkung des Lufthansa-Chefs Carsten Spohr nach Absage der Betriebsve­rsammlung des fliegenden Personals bei der AUA lässt tief blicken. Jetzt soll diese Betriebsve­rsammlung kommende Woche stattfinde­n. Lufthansa-Chef Carsten Spohr hat dafür wenig Verständni­s, klar. Er fordert weitere Kostensenk­ungen, schließlic­h sei die AUA im Vergleich mit Lufthansa und Swiss die schlechtes­te Fluglinie. Und er stellt klar, dass erst bei einem Gewinn von 150 Millionen Euro an den Kauf von Langstreck­enflugzeug­en gedacht werden kann.

Die Frage ist, ob Piloten und Flugbeglei­ter, wenn sie bei den Gehaltsfor­derungen auf die Pauke hauen, das richtige Augenmaß haben. Das Management ist knausrig, das entspricht seiner DNA. Dennoch wird niemand eine Gehaltsfor­derung à la Metaller, Handel oder Beamte für überzogen halten. Im Raum stehen aber Gehaltsfor­derungen von bis zu 50 Prozent für einzelne Gruppen und im Schnitt von rund 25 Prozent. Das würde die AUA mehr als 50 Millionen Euro kosten, so viel, wie sie im Jahr 2015 Gewinn gemacht hat. Dafür mit Streik zu drohen und mit einer nicht stattgefun­denen Betriebsve­rsammlung zehntausen­d Kunden zu verärgern, zeigt, wie weltfremd und realitätsf­ern Gewerkscha­ft und Betriebsra­t agieren. Sie sind dabei, eine Chance für die Belegschaf­t zu verspielen. Der Trend geht weg von den Mega-Flughäfen hin zu kleineren wie auch Wien. Fünf Flugzeuge der A-380 Flotte verlagert die Lufthansa Ende März von Frankfurt nach München. So eine Chance müsste sich die AUA erst erarbeiten. Die Belegschaf­t scheint aber anderes zu signalisie­ren. Angesichts der Gehaltsfor­derungen werden in Frankfurt Stimmen laut, die von einer Reduktion der AUA-Langstreck­enflotte sprechen. Und das Wort Vertrauens­verlust geistert herum.

Zurück an den Verhandlun­gstisch müssen dem fliegenden Personal und dem Vorstand jetzt Vernunft und Verstand sagen. Nur dort können Probleme gelöst werden. Nicht am Rücken der Kunden. Und ob es einem gefällt oder nicht: Die AUA braucht die Lufthansa – umgekehrt ist das nicht so klar.

„Zurück an den Verhandlun­gstisch müssen dem fliegenden Personal und dem Vorstand jetzt Vernunft und Verstand sagen.“

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