Kleine Zeitung Kaernten

Des Kaisers Partnerwah­l

Heute entscheide­t die Kärntner SPÖ, mit wem sie in Koalitions­verhandlun­gen geht. Die ÖVP ist trotz Unruhe Favorit.

- Wolfgang Fercher

Leser der Generation 30+ werden die Szenerie aus der legendären TVShow noch vor Augen haben. Auf der linken Seite ein Mann oder eine Frau, in der Mitte die Wand, rechts drei einsame Anwärter, die zum „Herzblatt“gewählt werden wollen. In Kärntens Landespoli­tik geht es derzeit ähnlich zu. Drei Kandidaten machen dem strahlende­n Sieger vom 4. März – Peter Kaiser erreichte mit der SPÖ 47,9 Prozent – Avancen für eine Regierungs­zusammenar­beit. Diese Woche wurde mit allen stundenlan­g sondiert, heute entscheide­t der SPÖ-Landespart­eivorstand, mit wem konkrete Koalitions­verhandlun­gen aufgenomme­n werden. Wer wird Kaisers „Herzblatt“?

Kandidatin 1: die launische Ehefrau. Eine Koalition mit der ÖVP wäre logisch und scheint so gut wie fix. Kaiser regiert seit 2013 mit der Volksparte­i (und den Grünen, die aus dem Landtag flogen). Parteichef Christian Benger eckte öfters an und ist nach dem mageren Wahlergebn­is (15,5 Prozent) umstritten. Seine Forderung

nach Millionene­insparunge­n im Spitalswes­en hat er schon zurückgezo­gen. Der große Trumpf: der Draht nach Wien zu Kanzler Sebastian Kurz und Finanzmini­ster Hartwig Löger. Kaiser würde sich mit der ÖVP auch lästige außerparla­mentarisch­e Opposition von Bauernbund, Wirtschaft­sbund etc. ersparen.

Kandidatin 2: der verlockend­e Seitenspru­ng. Von der Kritik an Kaiser im Wahlkampf ist bei der FPÖ (23 Prozent) nichts übrig. Parteichef Gernot Darmann wünscht sich eine „Koalition der Sieger“und flirtet heftig mit der SPÖ. Gebetsmühl­enartig distanzier­t er sich vom „Nazidreck“. Inhaltlich gibt es mehr Überschnei­dungen als mit der ÖVP, Differenze­n am ehesten im Bereich Migration und Mindestsic­herung. Auch hier wäre der Kontakt zur Bundesregi­erung ein Atout. Ob sich Kaiser dem linken Sturm der Entrüstung aussetzen will? Viele in der SPÖ schließen eine Koalition mit der FPÖ dezidiert aus.

Kandidatin 3: die flexible Ex. Das Team Kärnten (5,7 Prozent) von Gerhard Köfer wäre wohl die einfachste Variante. Auf Forderunge­n wie Halbierung der Parteienfö­rderung scheint der frühere SPÖPolitik­er nicht zu beharren. Er selbst rechnet mit der Opposition­srolle. Vielleicht überrascht Kaiser aber und setzt gar wieder auf eine Dreierbezi­ehung – mit ÖVP und Köfer. Die Antwort gibt es heute um 12 Uhr.

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Ex-Parteifreu­nd als Außenseite­r: Gerhard Köfer (TK)
 ??  ?? Wer wird das Herzblatt von SPÖChef Peter Kaiser?
Wer wird das Herzblatt von SPÖChef Peter Kaiser?
 ??  ?? Gernot Darmann (FPÖ) wäre für viele ein „Sündenfall“
Gernot Darmann (FPÖ) wäre für viele ein „Sündenfall“
 ??  ?? Unberechen­barer Favorit: Christian Benger (ÖVP)
Unberechen­barer Favorit: Christian Benger (ÖVP)

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