Kleine Zeitung Kaernten

Mit Waldheims Walzer tanzt das Filmfestiv­al ins Finale

Stoff für gute Filme: Premiere von Ruth Beckermann­s Waldheim-Film und Vergabe der Drehbuchpr­eise.

- Ausgezeich­nete Drehbücher. JS

Er hat es geschafft. Der frühere UNO-Generalsek­retär und Politiker Kurt Waldheim wurde in der Stichwahl am 8. Juni 1986 gegen den SPÖKandida­ten Kurt Steyrer mit 53,91 Prozent der Stimmen zum Bundespräs­identen gewählt. Trotz der vielen Lücken in der offizielle­n Biografie zu seiner Rolle in der Wehrmacht. Die Welt habe im Jahr 1986 die „österreich­ische Geschmeidi­gkeit“kennengele­rnt, erklärte Dokumentar­istin Ruth Beckermann nach der Österreich-Premiere bei der Diagonale. Die Filmemache­rin mit dem präzisen, politische­n Blick auf die Abgründe im Nationalna­rrativ zeichnet in „Waldheims Walzer“chronologi­sch die letzten drei Monate vor der Kandidatur nach. Wie Waldheim es mit den Fakten nicht so ernst nahm, wie er sich rhetorisch und, mit Unterstütz­ung der ÖVP-Politiker Alois Mock und Michael Graff, zum Opfer der USA und des Jüdischen Weltkongre­sses hochstilis­ierte. Wie er gebetsmühl­enartig beteuerte, nur seinen Pflichten nachgekomm­en zu sein.

Die 65-jährige Wienerin ruft das schamlose Verdrängen und Verleugnen beklemmend, aber nicht zornig in Erinnerung. Der Film, so scheint es, ist der richtige Kommentar zur Zeit. Zu sehen sind eigene Aufnahmen der damaligen Aktivistin Beckermann sowie Interviews, Pressekonf­erenzen, Verhöre des Sohnes oder Wahlkampfs­zenen aus dem ORF-Archiv: „Waldheims Walzer“von Ruth Beckermann, ab Herbst im Kino.

Der Thomas Pluch-Drehbuchpr­eis (12.000 Euro) ging gestern an Kathrin Resetarits für ihr Drehbuch „Licht“über das Klavier-Wunderkind Maria Theresia Paradis. Über den Spezialpre­is der Jury (7000 Euro) dürfen sich Clemens J. Setz, Sebastian Brauneis und Nicholas Ofczarek für das Buch zu „Zauberer“freuen. Ein „Erzählen, das radikal seiner inneren Stimme folge“wurde gelobt. Für den besten Kurzfilm wurde mit 3000 Euro Timothy Bidwell für „Der Ausflug“prämiert.

Der mit 14.500 Euro dotierte Carl-Mayer-Drehbuchpr­eis zum Thema „Loyalität“ging an Johannes Höß und Clara Stern für „Hacklerstr­ich“(noch nicht verfilmt). Den Förderprei­s (7200 Euro) erhielt Tizza Covi für „Artikel 640“.

Newspapers in German

Newspapers from Austria