„Wir haben das bewusst ganz schlank gestaltet“
Mit „Dadat“hat die Grawe vor fast genau einem Jahr eine eigene Online-Direktbank gestartet. Christian Jauk, Chef der GraweBankengruppe und Dadat-CEO Ernst Huber ziehen Zwischenbilanz.
Vor fast genau einem Jahr hat die Grawe-Gruppe mit der Dadat eine reine Online-Direktbank gegründet. Über den österreichischen Finanzmarkt heißt es immer, dass es ohnehin schon zu viele Banken gibt. Was waren Ihre Beweggründe?
CHRISTIAN JAUK: Wir haben derzeit sehr viele hybride Angebote in Österreich, also Sektorbanken, die auch eine OnlineSchiene haben. Doch dieses Modell hat seine Grenzen auf der Kostenseite, weil es auch ein Filialnetz finanzieren muss. Der österreichische Bankenmarkt ist noch immer sehr kleinteilig. Aber reine OnlineBanken mit einem Vollangebot – da gibt es in Österreich genau drei. Und hier verträgt der Markt noch etwas.
ERNST HUBER: In Summe hat der Direktbanken-Markt in Österreich noch enormes Potenzial, da sind wir noch weit unter dem Niveau, wo wir hingehören. Das war ja auch einer der wesentlichen Gründe für die Gründung. Auch das Thema Digitalisierung ist verspätet im Bankensektor angekommen, aber gerade da können wir noch ordentlich etwas bewegen.
Wie fällt nach diesem knappen Jahr Ihre Zwischenbilanz aus?
HUBER: Ich denke, wir konnten sehr schnell Bekanntheit aufbauen und Dadat innerhalb dieser Zeit auch gut etablieren. Wir gewinnen pro Monat zwischen 600 und 800 neue Kunden. Der Umstand, dass wir eine gänzlich österreichische Bank sind und starke innovative Technologien auf den Markt gebracht haben, wirkt sich bei Kunden sicher ebenfalls vertrauensbildend aus.
JAUK: Vom Geschäftsmodell her sehen wir uns jetzt schon als Kostenführer in Österreich. Wir haben das bewusst ganz schlank gestaltet, dabei aber auf höchste technologische Qualität gesetzt. Am Ende müssen wir dem Kunden einen Nutzen bieten können.
Neben klassischen Bankdienstleistungen wird auch Online-Wertpapiergeschäft angeboten. Ein Segment, in dem österreichische Anleger als sehr zurückhaltend gelten, tut man sich da als Direktbank nicht schwerer?
HUBER: Österreicher sind bei Veranlagungen noch immer konservativ geprägt, das hängt aus meiner Sicht auch mit dem Bildungssystem zusammen, weil dort das Thema Finanzwissen einfach zu wenig vorkommt, das ist ein Makel. Wir können als Dadat gerade bei digitalen Schulungen, etwa Webinaren, sehr viel Know-how einbringen, diese Technologien beherrschen wir einfach. Das werden wir noch ausbauen.
Hat sich die Grawe-Bankengruppe mit Dadat nicht auch Konkurrenz im eigenen Haus geschaffen?
JAUK: Nein. Dieses Massengeschäft gab’s in der Grawe-Bankengruppe zuvor nicht. Wir haben in Österreich vier Institute, neben der Bank Burgenland als vorwiegend regionalen Anbieter auch noch die Capital Bank, Schelhammer & Schattera und Brüll-Kallmus. Das sind Banken, die im Private Banking einen Manufaktur-Charakter haben, sehr individuelle und maßgeschneiderte Lösungen bieten. Man muss das strategisch unterteilen, da gibt es das beratungsintensive RelationshipBanking und dann das von Transaktionen getriebene Geschäft, das sich durch vier Faktoren auszeichnen muss: schnell, zuverlässig, einfach, billiger. Und hier setzt Dadat an.
Immer wieder wird prognostiziert, dass gerade im Online-Banking völlig neue Player aus dem Fintech-Bereich den Markt aufmischen könnten. Zu Recht?
HUBER: Insgesamt müssen Banken aufpassen, dass Entwicklungen nicht verschlafen werden, dass man technisch auf der Höhe ist. Wenn man da einen guten Job macht, muss man keine Angst haben. Lange wurden Fintechs unterschätzt, jetzt tendiert man zum Überschätzen, die kochen auch nur mit Wasser. Und was denen oft fehlt, ist spezifisches Bank-Know-how, das wir aber zusätzlich haben.
Stimmt im Online-Banking die Marge oder ist alles sehr knapp kalkuliert?
JAUK: Verdienen kann man mit einer Online-Bank letztlich vor allem über Skaleneffekte. Es braucht eine bestimmte Kundenmasse und ein bestimmtes Geschäftsvolumen, das lässt
sich dann in eine entsprechende Ertragssituation umwandeln. Aber insgesamt ist das sehr knapp kalkuliert, weil viele Services ja auch gratis angeboten werden. Man darf das aber nie nur auf das Thema Preis reduzieren, die Qualität muss stimmen, sonst funktioniert kein Geschäftsmodell. Das ist immer die Basis für alles Weitere.
Welche Geschäftsbereiche werden aus Ihrer nie in die digitale Welt abwandern?
HUBER: Das Thema Private Banking wird sich nie verlagern lassen, bei komplexeren Finanzierung, etwa beratungsintensiven Baufinanzierungen sehe ich das ähnlich.
Welche Services wollen Sie bei Dadat künftig ausbauen?
HUBER: Bei den Konsumkrediten wird noch viel weiterentwickelt und als neues Angebot haben wir gerade den Gold-Sparplan gestartet.