Kleine Zeitung Kaernten

„Viel Sparpotenz­ial in der Agrarpolit­ik“

Landwirtsc­haftsminis­terin Elisabeth Köstinger (ÖVP) hält am Nein zur Erhöhung der EU-Zahlungen fest.

- Interview: Andreas Lieb, Brüssel

Sie haben sich hier in Brüssel mit Ihrer neuen deutschen Amtskolleg­in Julia Klöckner (CDU) getroffen. Ein landwirtsc­haftlicher Schultersc­hluss?

ELISABETH KÖSTINGER: Wir haben durchaus einige Übers chn ei dungs punkte gefunden. Deutschlan­d ist eine bedeutende Agrarnatio­n und hat viele Stimmen im Rat.

Wo sind Gemeinsamk­eiten?

Etwa beim Tierwohl und in der Gentechnik freiheit, das ist jetzt im Koalitions­vertr agent halten. Deutschlan­d will auch mehr auf Bioprodukt­e setzen.

Neue Konkurrenz?

Nein, unsere Marken sind dort gut verankert. Da macht mir die Marktmacht der Handelskon­zerne mehr Sorgen, das habe ich auch beim Agrarkommi­ssar angesproch­en. Die Kommission will einen Vorschlag vorlegen, wie man dagegen vorgehen kann.

Eines der EU-Haupttheme­n ist der neue Finanzrahm­en ohne die Briten. Sie haben ebenso wie der Kanzler gesagt, Sie wollen nicht mehr zahlen – das könnte aber unmittelba­re Auswirkung­en auf den Agrarmarkt haben.

Im Weißbuch von Juncker gibt es ein „Szenario vier“, mit dem wir gut leben können – weniger

zu machen, aber das effiziente­r. Weg von der Massenförd­erung, hin zur Qualität. Ich finde das sehr fantasielo­s vom Budgetkomm­issar zu sagen, es wird linear gekürzt. Es können nicht immer die Nettozahle­r sein, die für jede Lücke aufkommen.

Sie haben nationale Förderunge­n erwogen, um EU-Ausfälle zu kompensier­en. Wäre das nicht wettbewerb­s verzerrend? Das muss man sich im Detail anschauen. Aber wir wollen eine Veränderun­g sehen.

Einige Länder – auch Deutschlan­d – wollen aber mehr einzahlen. Finden Sie andere Allianzen?

Holland und einige nordische Staaten stellen sich diesen Fragen. Die gemeinsame Agrarpolit­ik hat ja sehr viel Sparpotenz­ial. Nicht bei den Beamten, aber es gibt unfassbar viel Verwaltung. Die Kontrolleu­re kontrollie­ren sich gegenseiti­g.

Aber die Regelwerke wurden doch entwickelt, um Standards zu schaffen. Ist es wirklich so leicht, das auszuhebel­n?

Klar, dass man nicht Standards wieder abbaut. Aber es wird zu viel kontrollie­rt. Wir wollen zurück zu mehr Hausversta­nd und Nach voll zieh barkeit.

 ?? TRAUSSNIG ?? „Es können nicht immer nur die Nettozahle­r sein, die für jede Lücke aufkommen“: Elisabeth Köstinger
TRAUSSNIG „Es können nicht immer nur die Nettozahle­r sein, die für jede Lücke aufkommen“: Elisabeth Köstinger

Newspapers in German

Newspapers from Austria