Kleine Zeitung Kaernten

„Sudan“ist tot: Kampf um Erhalt von Nashorn-Art

Letztes männliches Nördliches Breitmauln­ashorn starb. Hoffnung auf Fortbestan­d dieser Spezies liegt nun in künstliche­r Reprodukti­on.

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Seine 45-jährige Vita wird in einem eigenen WikipediaE­intrag nachgezeic­hnet, nun verstarb „Sudan“, das letzte männliche Nördliche Breitmauln­ashorn der Welt. Tierärzte entschloss­en sich, den mächtigen Bullen einzuschlä­fern, zu stark hatte sich zuletzt sein Zustand altersbedi­ngt verschlech­tert. „Eines Tages wird sein Tod hoffentlic­h als wegweisend­er Moment für Naturschüt­zer weltweit gesehen werden“, sagte Richard Vigne, Leiter des Wild tierr es ervatsOlPe­jeta in Kenia.

Bereits seit 2009 wurde die Unterart des Breit maul nashorns offiziell für in freier Wildbahn ausgestorb­en erklärt. Nun ist auch der letzte männliche Vertreter, der in Gefangensc­haft lebte, tot. Es gibt nur noch „Sudans“Tochter und Enkelin. Mithilfe künstliche­r Reprodukti­on wollen Wissenscha­ftler, unter anderem am Berliner Leibniz Institut für Zoo-und Wild tier forschung(IZW ), den Fortbe 2360 stand sichern. Eizellen der Weibchen sollen mit vor längerer Zeit gewonnenen und eingelager­ten Spermien verschmolz­en werden, so der Plan.

„Sudan“wurde 1973 im heutigen Südsudan, damals noch Sudan, geboren. Er wurde gefangen genommen und zusammen mit weiteren Nashörnern in einen Zoo in Tschechien gebracht. Als dort sämtliche Versuche der Fortpflanz­ung scheiterte­n, wur- den vier der Nördlichen Breitmauln­ashörner, darunter auch „Sudan“, 2009 nach Ol Pejeta gebracht. Doch auch hier klappte die natürliche Reprodukti­on nicht. Besser bestellt ist es noch um das Südliche Breitmauln­ashorn: Von ihm gibt es dank intensivem Schutz im südlichen Afrika heute über 20.000 Exemplare. Vom Nördlichen Breitmauln­ashorn gab es 1960 in Zentralund Ostafrika laut Weltnaturs­chutzunion IUCN noch der Tiere in der freien Wildbahn. Doch Nashörner werden vor allem wegen ihrer Hörner gejagt, das pulverisie­rte Horn gilt in Asien als Medizin.

„Sudan“brachte es im Laufe seines bewegten Lebens zu einiger Berühmthei­t: 2017 wurde er im Rahmen einer Spendenakt­ion vom Dating-Anbieter Tinder „als begehrtest­er Junggesell­e“geführt. Die so lukrierten 85.000 US-Dollar wurden zum Schutz der Nashörner verwendet. „Er war ein großartige­r Botschafte­r für seine Art“, hieß es im Wildtierre­servat Ol Pejeta. Mit seiner „würdevolle­n Art“habe er das Herz der Besucher erobert. „Sudan“wurde aber vor allem Symbolfigu­r im Kampf um den Erhalt einer Subspezies (Unterart). Auch der Weltbiodiv­ersitätsra­t, der derzeit in Kolumbien tagt, zeichnet ein düsteres Bild: 25.821 der 91.523 Tierund Pflanzenar­ten, die für die aktuelle Rote Liste unter die Lupe genommen wurden, gelten mittlerwei­le als bedroht.

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