Lauda heizt mit Ryanair den Preiskampf an
Niki Lauda holt die irische Billigairline in zwei Schritten in die Laudamotion und sichert so das Wachstum auf vorerst 30 Flugzeuge ab.
We love to entertain you.“Wir lieben es, Sie zu unterhalten, flimmert es am Display über den Köpfen der Passagiere. Der wichtigste Entertainer auf diesem Erstflug der Laudamotion von Wien nach Düsseldorf taucht mit seinem roten Kapperl in der ersten Reihe auf, verschwindet im Cockpit, kommt zurück mit dem Bordmikrofon in der Hand. Die Vorrede ist gefühlte eineinhalb Minuten lang, bevor Niki Lauda die Bombe platzen lässt. „Die Komplexität mit den vielen Low Cost Airlines in Wien hat zugenommen“, wärmt er sich auf. „Wie geht es dann weiter – logischerweise nur, wenn man eine neue Lösung findet.“Als der 69-Jährige dann von der größten Low Cost
Airline der Welt spricht mit jährlich 130 Millionen Passagieren und 430 Fliegern, ist alles klar. Was Lauda am Freitag noch mit „Ich weiß von null“kommentiert hatte, ist jetzt Realität: Mit 24,9 Prozent steigt Ryanair bei Laudamotion ein. 75 Prozent sollen es werden, wenn die Kartellbehörden dafür die Startfreigabe geben. Das bedeutet, dass zwei unkonventionelle, knallharte Geschäftsleute vor allem in Österreich einen Preiskampf entfachen dürften. Der ehemalige dreifache Formel-1Weltmeister zu seiner dritten Runde im Airline-Business: „Ich habe heute viel mehr Erfahrung als früher. Dass mich Monopole ärgern, habe ich immer gesagt. Mehr als jetzt mit der Ryanair kann ich nicht tun.“
Vor elf Tagen hatte Lauda Ryanair-Gründer und Boss Michael O’Leary erstmals von Angesicht zu Angesicht getroffen. Persönlich pilotierte Lauda seinen Privatjet nach Dublin. „Wir haben uns super verstanden“, sagt er über O’Leary. „Er ist total straight ohne jede Grauzone, mein Zwilling.“Handelseins wurden beide vor vier Tagen. Der sonst so nüchterne Analytiker und Kommentator ist in luftiger Höhe irgendwo über Deutschland richtig aufgekratzt. „Ich hab eine unglaubliche Freude – nach dem langen Kampf. Jetzt sieht man den Erfolg, das macht mir wirklich Spaß.“
Lauda ist mit dem Einstieg der Ryanair eine allein kaum zu stemmende finanzielle Bürde
los. Erst machen die Iren etwas weniger als 50 Millionen Euro als Kaufpreis locker. Lauda hatte für die Niki-Start- und Landerechte 47 Millionen Euro gezahlt, das ist in die Niki-Insolvenzmasse geflossen.
Dass er schon beim Bieterwettkampf um Niki verdeckt für Ryanair unterwegs gewesen sein könnte, stellt Lauda in Abrede. Er habe auch bei Easyjet vorgefühlt. Ryanair pumpt jedenfalls weitere 50 Millionen Euro in den Betrieb der Laudamotion. Die Airline soll schnell aus der Verlustzone kommen und die geleasten Jets – übrigens von der Lufthansa – gegen eigene tauschen. Noch im Sommer wird die Flotte mithilfe von sechs Ryanair-Boeings von 14 auf 20 Flieger aufgestockt. In zwei Jahren sollen 30 Jets aus Wien heraus operieren. „Wir wollen das wahnsinnig schnell in die Höhe bringen“, so Lauda.
Damit wird Laudamotion die Speerspitze der Ryanair in Wien, nachdem die Billig-Airlines Wizzair, Vueling und die Lufthansa-Tochter Eurowings Wien als Startrampe für kräftiges Wachstum auserkoren hatten. Die angedachte Kooperation mit Eurowings ist Lauda zufolge auch nicht vom Tisch.
Für die Iren – bisher aus Kostengründen nicht in Schwechat – beginnt mit der Beteiligung eine neue Ära. Mit Ausnahme einer kleinen Fluggesellschaft in Polen hat sich Ryanair noch nie irgendwo eingekauft.
Die enge Laudamotion-Partnerschaft mit Condor für den deutschen Markt ist davon unberührt, betont Condor-Chef Ralf Teckentrup. Die Zusammenarbeit sei sehr gut, sie sei auch längerfristig angelegt. Er verstehe Lauda voll: Ryanair biete Laudamotion Finanzstärke, Renommee, Vertrauen und ein großes Vertriebsnetz.