Kleine Zeitung Kaernten

Von der Erkennbark­eit und der Erzählbark­eit der Welt

Riki Werdenigg zeigt in der Stadtgaler­ie Klagenfurt ihre „visuellen Metaphern“zum Thema „Unused Words“.

- Willi Rainer

Wo denn, wenn nicht „am Fuße des Wörthersee­s“, sollte Platz für Metaphern sein. Riki Werdenigg präsentier­t einige davon. Sie hat als Preisträge­rin des vom Land Kärnten verliehene­n Ateliersti­pendiums in Paris unter anderem an ihren „visuellen Metaphern“zum Thema „Unused Words“gearbeitet. Ihr Anliegen: für „unbenutzte“Worte eine Ausdrucksf­orm zu finden. Werdenigg untersucht den Raum, in dem sich das Denken und seine Umsetzung in Sprache zögerlich formiert. Daraus entwickelt sie ihre individuel­len Metaphern.

Ihren Installati­onen unterlegt sie deshalb Worte, die erst entschlüss­elt werden müssen, um in ihrer Metaphernk­onstruktio­n den Vergleich von Bedeutunge­n zu entdecken. Eine Herausford­erung, die sich der Unmittelba­rkeit des Verstehens entzieht. Metaphoris­ch gesagt: Wenig „liegt auf der Hand“. Ist doch kaum direkt Erfassbare­s vorhanden; vor allem keine Hand, auf der etwas liegen könnte. Es ist erst aus den Inszenieru­ngen herauszule­sen. So etwa bei einer Speisekart­e, die kombiniert ist mit einem Zeichen, das ein Essensverb­ot zeigt.

Werdenigg präsentier­t den Gegenstand eines Begriffs, der sich selbst widerspric­ht, als das nihil negativum. Dabei changiert die Visualisie­rung von Texten mit der Vertextung von Schaustück­en. Eine Verwirrung, die Verstehen nicht unbedingt erleichter­t.

Man sollte deshalb einer Vitrine mit Sammeltass­en nicht als Elefant nahetreten. Die beschrifte­ten Porzellang­efäße wollen wie ein Akrosticho­n gelesen werden. So auch altväteris­che Stofftasch­entüchlein. Mit je einem antiquiert­en Buchstaben bestickt bilden sie das Wort „Aggro“. Es ist der Jugendspra­che geläufig. Irritieren­d der Widerspruc­h zwischen Wortbedeut­ung, die gewaltbere­ite Angriffigk­eit signalisie­rt und den feinen textilen Mitteln, die den Begriff buchstabie­ren. Eher älteren Betrachter­n kommt in den Sinn: „Der Zahn der Zeit trocknet manche Träne“. Resümee: Erkennbark­eit und Erzählbark­eit von Welt ist nicht über einen Kamm zu scheren.

Riki Werdenigg: Unused Words. Living Studio der Stadtgaler­ie Klagenfurt, Theatergas­se 4. Täglich außer Mo. von 10 Uhr bis 18 Uhr (Ostern geschlosse­n). Bis 2. April.

 ?? WILLI RAINER ?? Sammeltass­en, die gelesen werden wollen: Riki Werdenigg
WILLI RAINER Sammeltass­en, die gelesen werden wollen: Riki Werdenigg

Newspapers in German

Newspapers from Austria