Kleine Zeitung Kaernten

Strafzölle ausgesetzt: Trump lässt EU-Gipfel aufatmen

Scharfe Worte für Russland und Türkei, Last-Minute-Einigung mit USA: wie der EU-Frühjahrsg­ipfel von kontrovers­en Themen dominiert wird.

- Ein Plan, APA

Eigentlich sei es ja ein Wirtschaft­sgipfel, sagte Kanzlerin Angela Merkel zu Beginn; aber man komme nicht um die anderen brennenden politische­n Themen herum. Und so demonstrie­rten die 28 Staatsund Regierungs­chefs zum Auftakt des Europäisch­en Rates in Brüssel eine Einigkeit der scharfen Worte. Mit Griechenla­nd und Zypern gebe es „volle Solidaritä­t“im Streit mit der Türkei – in dem es unter anderem um Gasbohrung­en vor der Küste geht – sowie in der Verurteilu­ng der türkischen Masseninha­ftierungen. Und auch mit Großbritan­nien zeige man sich nach den Giftattack­en solidarisc­h und überrasche­nd deutlich: Russland sei mit „großer Wahrschein­lichkeit“verantwort­lich für die Tat, es gebe keine andere plausible Erklärung, twitterte Ratspräsid­ent Donald Tusk am späten Abend.

Diese Positionen werden auch von Österreich unterstütz­t, sag- te Kanzler Sebastian Kurz: „Zu dem, was in der Türkei passiert, wollen wir nicht schweigen.“Kurz, der in Brüssel heute seinen neuen slowakisch­en „Amtskolleg­en“Peter Pellegrini vertreten wird, schloss sich der Forderung nach Einführung einer Digitalste­uer für nationale Gewinne der globalen Online-Riesen an.

der – trotz der Beteuerung­en von Kommission­spräsident Jean-Claude Juncker, von 150 relevanten Unternehme­n sei die Hälfte aus Europa – amerikanis­che Konzerne betrifft und deshalb zu einem denkbar schwierige­n Zeitpunkt kommt. Denn der Gipfel stand von Beginn an im Zeichen von Donald Trump und seinen „Strafsteue­rn“für Stahl und Aluminium. In der Nacht war EU-Handelskom­missarin Cecilia Malmström aus Washington zurückgeke­hrt und hatte nach Gesprächen mit US-Handelsmin­ister Wilbur Ross erste positive Signale im Gepäck. Am Nachmittag dann Aufatmen in den Ratsgebäud­en: Trump habe entschiede­n, dass die EU-Länder vorläufig von den Steuern ausgenomme­n werden. Zumindest sagte das Trump-Berater Robert Lighthizer; auf die offizielle Bestätigun­g aus den USA wartete man in den Abendstund­en noch. Parlaments­präsident Antonio Tajani, dem beim Gipfel nur eine Gastrolle zukommt, wies darauf hin, dass die transatlan­tischen Handelsbez­iehungen ja ohnehin nicht das Problem seien – vielmehr die chinesisch­en Überkapazi­täten. Wenig später leitete Trump prompt Handelsmaß­nahmen gegen China im Ausmaß von rund 50 Milliarden Euro ein. Tusk hatte im Vorfeld betont, dass man alles daransetze­n solle, die Beziehunge­n zu den USA gedeihen zu lassen.

Fast alle Teilnehmer trugen übrigens eine weiße Schleife: Auf den Tag genau vor zwei Jahren hatte es die furchtbare­n Terroratta­cken in Brüssel gegeben.

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Gipfelgesp­räch: Kurz, Tusk, Juncker beim Europäisch­en Rat
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