Bauernmarkt mit Köpfchen
Bei „markta“summt’s, wächst’s, schmeckt’s: Hinter dem Online-Markt steckt Theresa Imre. Sie will Wirtschaftssysteme auf den Kopf stellen.
Wenn Theresa Imre einmal loslegt, ist es schwer, ein Konversationsschlupfloch zu finden. Das macht aber nichts, denn so klingen Menschen mit einer Mission. Und die hat die 27jährige Unternehmerin auf alle Fälle. Vor wenigen Tagen eröffnete ihr digitaler Bauernmarkt „markta“offiziell seine Pforten. Dahinter versteckt sich eine digitale Vermarktungsplattform, auf der regionale Hersteller ihre Produkte anbieten und präsentieren können. Derzeit sind bereits um die hundert österreichische Produzenten an Bord. Und da das Auge bekanntlich mitisst, können für die ansprechende optische Aufbereitung der einzelnen „Marktstände“bei Bedarf auch Kreative ins Boot geholt werden. „markta soll eine neue Struktur schaffen und Vielfalt an
den Tag legen. Es bietet vielen Anbietern die Möglichkeit, unser Wirtschaftssystem umzugestalten“, erzählt Theresa Imre am Telefon, während nebenbei schon wieder Pakete von Produzenten bei ihr in die Wohnung flattern – Projekte mit Herzblut machen eben auch vor den eigenen vier Wänden nicht halt. Angefangen hat alles Ende 2014 mit dem Blog „Eingebrockt und ausgelöffelt“, den die Studentin und Unternehmensberaterin gemeinsam mit ihrer Volksschulfreundin Anna Zora startete. „Anna ist eine tolle Fotografin und ich schreibe gerne. Wir wollten ganzheitliche Geschichten erzählen und aus dem Nähkästchen plaudern. Ernährung und Lebensmittel sind die Themen, wo man die Menschen noch greifen kann.“Im Laufe dieses Engagements merkten die Bloggerinnen, dass Transparenz nicht nur mit Gütesiegeln oder Zertifikaten ge-
schaffen werden kann. Bereits ein halbes Jahr nach Start des Blogs erhielten Imre und Zora den AMA Foodblog Award. „Nach dem Preis ging es richtig los. Viele haben sich bei uns gemeldet und gefragt, ob wir auch eine Geschichte über sie machen könnten.“
Doch für die beiden Frauen stand fest, dass der Blog keine Marketingplattform werden soll. „Mir ist aufgefallen, dass viele Produzenten Alternativen zum klassischen Handel suchen, aber je kleiner ein Produzent ist, umso schneller ist er bei den Konzernen zum Beispiel durch Eigenmarken ersetzbar.“Im April 2016 beginnt Theresa Imre an einem Businessplan zu tüfteln. In einer Crowdfunding-Aktion spielt das Projekt vorab in ungewöhnlicher Geschwindigkeit mehr als 43.000 Euro ein. „Ich wollte eine Vermittlungsplattform und
Bühne für alle
schaffen.“
Nun kann man sich markta als digitalen Bauernmarkt vorstellen, bei dem jeder Vermarkter seinen Marktstand hat, den er selbst verwaltet und sich selbstbestimmt präsentieren kann. „Es ist eine Kommunikationsplattform, aber gleichzeitig kann man die Dinge auch bestellen. Quasi: In den Hof reinschauen und dann im Hofladen einkaufen.“Die Produkte können dann – je nach Vereinbarung – ab Hof oder bei Greißlereien in der Stadt abgeholt werden. Aber auch die Post ist Logistikpartner, bei Bedarf können Pakete also gekühlt und am nächsten Tag zugestellt werden. Und natürlich gibt es da allerhand Geschichten zu erzählen. Imre: „Mich fasziniert die Bandbreite: vom Bauern, der nicht einmal eine eigene Mailadresse hat, bis hin zu jungen, hippen CraftBeer-Produzenten.“