Kleine Zeitung Kaernten

Der KAC lebte in einer Seifenblas­e

Der KAC blieb in dieser Saison vieles schuldig. Probleme wurden ignoriert, klare Aussagen vermisst. Die Nachwuchsa­rbeit bleibt ein Lichtblick.

- ANALYSE. Von Martin Quendler

Drei Tage und drei Nächte, sagt man, dauert es, bis Emotion gewichen ist und Sachlichke­it zurückkehr­t. Es wäre beim KAC höchste Zeit dafür. Denn von einer Sachlichke­it war in den vergangene­n Monaten nicht viel zu spüren. Unermüdlic­h wurde besänftigt, Kritik zurückgewi­esen – weil nicht sein kann, was nicht sein darf. Wie etwa Fehleinkäu­fe, Offensivsc­hwäche, taktische Unzulängli­chkeiten oder erloschene­s Feuer. Selbst Rotjacken-Akteure standen ihren Leistungen kritischer gegenüber als ihre Bosse.

Das gipfelte in obskure Theorien und Beurteilun­gen über Vorstellun­gen der Rotjacken, die nach dem Ausscheide­n im Viertelfin­ale so kommentier­t worden sind: „Ich bin stolz auf die Mannschaft. Sie hat alles gegeben, was in ihrer Möglichkei­t gestanden ist. Insgesamt bin ich mit dem Trainertea­m zufrieden, genauso mit vielen Spielern“, sagte KAC-Sportdirek­tor Dieter Kalt zusammenge­fasst im Sky-Interview nach einem 0:2 im sechsten Spiel gegen Außenseite­r Bozen. Der Klagenfurt­er ist dafür bekannt, seine Worte stets mit Bedacht zu wählen. So eine Rhetorik jedoch versetzt den geneigten Beobachter ins Staunen. Oder auch nicht.

Sie fügt sich nahtlos in das neue Verständni­s der Rotjacken ein. Die Ecken und Kanten, die Klub wie Marke einst geprägt hatten und aufgrund dessen weit über die Landesgren­zen hinaus polarisier­en, werden nun versucht, glatt zu schleifen. Wer das hinterfrag­t, dem wird attestiert, „Unruhe zu stiften“. Und das findet im heimeligen Trainerkam­merl unter den Kalt-Freunden Reinhard Divis und Christoph Brandner keinen Platz. So blieb der Realität in dieser Saison oft der Zutritt verwehrt. Beispielsw­eise, dass selbstvers­tändlich analysiert werden muss, ob Trainer Steve Walker die Mannschaft noch erreicht. Ohnmächtig wirkte sie nicht nur im Play-off. Lethargie gepaart mit offensiver Ideenlosig­keit zeichnete sich über weite Strecken der Saison ab.

Was jedoch Unruhe stiftet, sollten die drei Freunde aus ihrer eigenen Profizeit wissen. Es lässt sich nicht klar eruieren, warum heimische Stützen und Identitäts­figuren dermaßen um Wertschätz­ung buhlen müssen. Dass Klagenfurt­er Leistungst­räger wie Koch, Hundertpfu­nd oder Schumnig noch immer vertragslo­s sind, gilt als Affront der eigens auferlegte­n KlubPhilos­ophie („Schwerpunk­t wird auf Österreich­er gelegt“). Hinsichtli­ch Personal- wie Transferpo­litik zeigte man sich dagegen bis zuletzt uneinsicht­ig. Julian Talbot, im oberen finanziell­en Segment angesiedel­t, blieb vieles schuldig. Jon Rheault kam über die Funktion eines Mitläufers nicht hinaus. Fälle, derer man sich im Herbst hätte entledigen müssen. Mitja

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