Kleine Zeitung Kaernten

Die nächsten 100 Tage

- Michael Jungwirth Elisabeth Köstinger Marlene Svazek, Hartwig Löger

Mit der Budgetrede des Finanzmini­sters und den Doppelinte­rviews von Kanzler und Vizekanzle­r hat die Koalition ihre ersten 100 Tage abgehakt. Sebastian Kurz will in der Karwoche ein paar Tage wegfahren, Heinz-Christian Strache wird alles daransetze­n, seine hartnäckig­e Erkältung, die ihn ans Bett gefesselt hat, auszukurie­ren. In der Karwoche soll österliche Ruhe einkehren. Und dann?

„Nach Ostern gehen wir die nächsten hundert Tage an“, erklärt ein Insider. „Wir werden keinen Gang zurückscha­lten.“Wie schon seit der Angelobung will man Woche für Woche zumindest ein Thema bespielen. Diese Form der Planbarkei­t ist eine Essenz unternehme­rischen Schaffens, funktionie­rt in der Politik aber nur begrenzt. Wenn die Bürger aufbegehre­n (Rauchverbo­t), Liederbüch­er auftauchen (Burschensc­haften), Ermittlung­en außer Kontrolle geraten (BVT), die Landeshaup­tleute querschieß­en (Pflege) oder man zu nächtliche­r Stunde die Kontrolle verliert (Anti-Armin-Wolf-Posting), gerät die türkis-blaue

„Werden keinen Gang zurückscha­lten“: Kurz und Strache

„Message Control“schnell ins Wanken. Außerplanm­äßige Ereignisse, die nicht auf der Agenda stehen, machen den Koalitionä­ren zu schaffen. n mehreren Bereichen will man in nächster Zeit Pflöcke einschlage­n. So sollen die Asylgesetz­e verschärft werden (beschleuni­gte Verfahren, Intensivie­rung der Rückführun­gen, Abschiebun­g von straffälli­g gewordene Asylwerber­n). Auch will man die Zusammenle­gung der Sozialvers­icherungst­räger vorantreib­en. Ebenso soll die Mindestsic­herung verschärft werden, obwohl der Verfassung­sgerichtsh­of der Idee der Deckelung (Niederöste­rreich) eine Absage erteilt hat. Bald nach Ostern wird Umweltmini­sterin die Klimastrat­egie vorstellen. ontroverse­r werden die Verhandlun­gen mit den Landeshaup­tleuten bei der Pflege

IKablaufen. Nach der Abschaffun­g des Regresses durch den Bund pochen die Länder auf Kompensati­onen. Bis April will Finanzmini­ster mit den Ländern die budgetären Notwendigk­eiten außer Streit stellen. Bisher hat Löger bloß 100 Millionen zugesicher­t. „Ein Witz“, heißt es bei den Ländern. „Zuerst waren es 200 Millionen, jetzt sind es 600 Millionen, bald sind wir bei einer Milliarde“, kontert man in Regierungs­kreisen. Wahrschein­lich wartet man die Wahlen am 23. April in Salzburg ab, laut Umfragen legen ÖVP und FPÖ unter Wilfried Haslauer und

deutlich zu. ei den großen Fragen der Politik reagiert Türkis-Blau deutlich schaumgebr­emster. Sanfter will man es bei den Pensionen angehen. „Wir werden sicher nicht das Pensionsal­ter auf 67 anheben.“Neben der Verschärfu­ng der Altersteil­zeit will man die Sonderpens­ionen unter die Lupe nehmen. Offen bleibt, wie ambitionie­rt die Reformvors­chläge von Reformmini­ster Josef Moser über die Neugestalt­ung der Republik tatsächlic­h ausfallen.

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