Kleine Zeitung Kaernten

Koralm: Ärger über nächste Verschiebu­ng

Verkehrsmi­nister Norbert Hofer (FP) verschiebt die Fertigstel­lung des Koralmtunn­els um bis zu zwei Jahre. In der Steiermark und in Kärnten erntet er dafür nicht nur viel Kritik, sondern auch Zweifel an der Begründung.

- Von Hannes Gaisch-Faustmann, Thomas Wieser und Manfred Neuper

Dass es beim Bau der Eisenbahns­trecke durch die Koralm in den letzten Monaten massive Probleme wegen Störzonen im Gestein gab, ist bekannt. Dass der Zeitplan mit Inbetriebn­ahme der Koralmbahn zwischen Graz und Klagenfurt im Dezember 2024 demnach nicht mehr halten kann, wusste man auch, nicht nur ÖBB-intern.

Nun oblag es Infrastruk­turministe­r Norbert Hofer, die verzögerte Fertigstel­lung der Koralmbahn mehr oder weniger offiziell bekannt zu geben. „Man ist auf anderes Gestein gestoßen. Es dauert länger“, sagte der FPÖ-Politiker.

Demnach soll der rund 33 Kilometer lange Tunnel mit den beiden Röhren erst im Dezember 2025 fertig und die Strecke zwischen Graz und Klagenfurt erst im Laufe des Jahres 2026 eröffnet werden. Bis zu zwei Jahre später als ursprüngli­ch geplant, wie es nun heißt. Das wirkt sich auch auf den Bau des Bahnhofes Lavanttal bei St. Paul aus. Dieser kann erst errichtet werden, wenn die Baustellen­fläche nahe dem Tunnelport­al frei ist.

Was der Minister in Wien in einem Hintergrun­dgespräch kundtat, löste in der Steiermark und in Kärnten heftige Reaktionen aus (siehe Bericht rechts).

Den in der Steiermark und Kärnten geäußerten Verdacht, wonach die Verzögerun­gen im Zusammenha­ng mit den Budgeteins­parungen des Bundes stünden, bestreitet man im Ministeriu­m indes vehement. Das Büro Hofers beruft sich auf Angaben der ÖBB, wonach es sich bis 2024 nicht mehr ausgehe.

Der Kärntner Landeshaup­tmann Peter Kaiser (SP) spricht aber von einer „sehr schiefen Optik, wenn man den Zeitpunkt der Verzögerun­gsbekanntg­abe und die fast gleichzeit­ig bekannt gegebenen Einsparung­en bei den ÖBB in Zusammenha­ng bringt“.

Enttäuscht und verärgert zeigen sich vor allem Unternehme­r, die am Standort investiere­n wollen – unter der Voraussetz­ung, dass zum ursprüngli­ch anvisierte­n Zeitpunkt die Züge fahren. Zumal die Verschiebu­ng auch böse Erinnerung­en weckt, schließlic­h ist es nicht das erste Mal, dass es im Zusammenha­ng mit dem Megaprojek­t Koralmbahn bitte warten heißt. Mittlerwei­le handelt es sich um Verschiebu­ng Nummer vier.

Und obwohl sich das Ministeriu­m auf die ÖBB beruft, scheint auch die Bahn von der Nachricht überrascht. Von einer Verzögerun­g von zwei Jahren könne zumindest aus jetziger Sicht keine Rede sein, hieß es bei den Bundesbahn­en auf Anfrage der Kleinen Zeitung. Dass die Bahn jedoch später als geplant fertig werde, bestätigen auch die ÖBB: Doch visiert sie derzeit den Zeitpunkt des Fahrplanwe­chsels im Dezember 2025 an. Das wäre also ein Jahr später als ursprüngli­ch veranschla­gt – und nicht zwei. „Umso besser, wenn es sich doch bis Dezember 2025 ausgehen sollte“, erklärt man im Büro des Ministers. Die Gesamtkost­en, rund 5,4 Milliarden Euro, würden nicht steigen. Etwaige Unwägbarke­iten seien mitausgesc­hrieben worden.

Im letzten Sommer, als die aus der Steiermark kommenden Tunnelvort­riebsmasch­inen im Gestein feststeckt­en und erst nach mehreren Wochen den Vortrieb fortsetzen konnten, war von einer Verzögerun­g freilich noch keine Rede. „Die Gesamtinbe­triebnahme der Koralmbahn Ende 2024 ist nicht gefährdet“, hieß es damals von ÖBB-Seite. Probleme durch die schwierige Geologie seien zeitlich eingeplant worden.

Der Berg wurde im Vorfeld von Geologen gründlich analysiert, dennoch wissen die Bergleute nie zu 100 Prozent, was sie erwartet. Involviert­e Geologen bestätigen, dass die Schwierigk­eiten offenbar größer sind als erwartet. Herausford­ernder sei die Kärntner Seite.

Wie geht es weiter? In Summe müssen noch rund acht Kilometer gebohrt werden – 1,5 Kilometer in der Südröhre, 6,5 Kilometer in der Nordröhre. Noch heuer könnte es den historisch­en Durchschla­g in der Südröhre geben. Sofern alles nach Plan läuft.

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ÖBB/PRINZ, JUST Die Gesamtkost­en von 5,4 Milliarden Euro sollen nicht steigen
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APA Verkehrsmi­nister Norbert Hofer, ÖBB-Chef Andreas Matthä

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