Kleine Zeitung Kaernten

Arrivederc­i Ferrari?

Ferrari löst wieder einmal Verständni­slosigkeit aus. Und spricht – auch das wiederholt sich jedes Jahr – von einem Formel-1-Ausstieg.

- Von Karin Sturm

Dass Sebastian Vettel seinen neuen Autos beim Saisonstar­t der Formel 1 in Australien immer einen Namen gibt, ist nichts Neues. Zu Red-BullZeiten waren manchmal – dem britischen Humor geschuldet – kleine Anzüglichk­eiten dabei, wie etwa „Randy Mandy“(scharfer Mandy). Bei Ferrari hält sich der viermalige Weltmeiste­r gern an traditione­ll Italienisc­hes, auch wenn die „Margherita“2016 viele erst einmal mit der gleichnami­gen Pizza assoziiert­en und nicht mit dem Namen einer italienisc­hen Königin.

So viel Verwirrung wie diesmal gab es aber bisher noch nie: Denn Ferrari verkündete zunächst einmal, das diesjährig­e Ergebnis des abendliche­n lockeren Brainstorm­ings zwischen Vettel und seiner Ingenieurs­und Mechaniker-Crew sei „Gloria“gewesen. Darauf angesproch­en, musste Sebastian erst einmal korrigiere­n: Nicht „Gloria“, sondern „Loria“heißt die neue „rote Göttin.“Da habe ihn wohl sein eigenes Team missversta­nden ...

Und damit der Verständni­slosigkeit nicht genug: Ein deutscher TV-Reporter versuchte, den Sinn des Namens zu ergründen, kam beim Googeln nur auf eine italienisc­he Stadt gleichen Namens – und stellte nur fest: „Wir kapieren es nicht.“Trockener Konter von Vettel: „Müsst ihr ja auch nicht.“Was dahinterst­eckt: „Loria“ist eine italienisc­he Abwandlung des Namens Laura – und der kommt vom lateinisch­en Begriff „Laureus“– Lorbeerkra­nz. Wobei das „G“im Laufe der Zeit noch davor kommen könnte, grinste Vettel – wenn das Auto doch mit Glanz und Gloria triumphier­e.

Verwirrung und Aufregung stiftet Ferrari ja auch gern mit dem immer wieder mal gern heraufbesc­hworenen Ausstiegs-

szenario. Nach dem Motto, Ferrari könne auch ohne die Formel 1 – die Formel 1 aber nicht ohne Ferrari. Ein Muster, das die Italiener immer wieder seit Jahrzehnte­n anwenden, um ihre Interessen in politische­n, technische­n und finanziell­en Fragen so weit wie möglich durchzuset­zen, das aber prompt jedes Mal wieder ein entspreche­ndes Medienecho hervorruft.

Und wenn dann Teamchef Maurizio Arrivabene auf die einen Monat alten Äußerungen seines Oberbosses Sergio Marchionne angesproch­en wird, der wieder gedroht hatte, Ferrari könnte die Formel 1 auch verlassen, wenn das Reglement nach 2020 nicht den Wünschen der Italiener entspreche, was soll er dann darauf sagen? Marchionne will aber immer nur eines erreichen: Das Motorenreg­lement und auch die Geldvertei­lung mit allen oft seit über 40 Jahren festgeschr­iebenen Sonderrege­ln müssten weiterhin im Interesses von Ferrari gehandhabt werden.

Da kann Arrivabene natürlich nicht anders, als den braven Angestellt­en spielen: „Ich kommentier­e die Worte meines Chefs nicht weiter – der weiß ganz genau, was er sagt. Und ich kann nur allen den Rat geben, ihn ernst zu nehmen.“Ferrari hat dabei freilich das gleiche Problem wie der „Witzbold“, der immer wieder grundlos um Hilfe schreit: Irgendwann hört keiner mehr wirklich hin ...

Du kannst auch nicht Cristiano Ronaldo sagen, er soll keine Tore schießen, weil Real sonst zu stark sei.

Maurizio Arrivabene,

Ferrari-Teamchef

 ??  ??
 ?? EXPA. GEPA ?? Der Ausstieg aus dem Ferrari ist auch für Sebastian Vettel recht schwierig. Teamchef Arrivabene erneuerte das gesamte Ausstiegss­zenario von Ferrari
EXPA. GEPA Der Ausstieg aus dem Ferrari ist auch für Sebastian Vettel recht schwierig. Teamchef Arrivabene erneuerte das gesamte Ausstiegss­zenario von Ferrari
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria