Kleine Zeitung Kaernten

„Jetzt heißt es im Team, Ruhe zu bewahren“

Analysiert die Saison der ÖSV-Adler und hat einen Rat für Gregor Schlierenz­auer.

- Thomas Morgenster­n, Olympiasie­ger, 23 Weltcup-Siege REPORTAGE.

Ich kann mir vorstellen, dass alle Beteiligte­n im ÖSVSpringe­rteam froh sind, wenn in Planica die Weltcup-Saison zu Ende geht. Es war eine Saison, in der niemand aus der österreich­ischen Mannschaft zeigen konnte, was er wirklich draufhat. Das hat viele Kritiker auf den Plan gerufen. Spätestens nach den medaillenl­osen Olympische­n Spielen wurde alles hinterfrag­t: der Trainer, das Material, die Strukturen. Sprung für Sprung sind die Athleten mit Ausnahme von Stefan Kraft so in eine Abwärtsspi­rale geraten.

Gregor Schlierenz­auer ist ein Paradebeis­piel dafür. Es hat mich schon sehr gewundert, dass er nach zwischendu­rch starken Leistungen plötzlich so abgestürzt ist. Und dann das: In Planica fliegt er aus heiterem Himmel mit 253,5 Metern genauso weit wie Stefan Kraft bei seinem Weltrekord­sprung, kann ihn aber leider nicht stehen. ational ist das eigentlich nicht zu erklären. Ich weiß, dass Gregor in den vergangene­n Monaten extrem viel beim Material getüftelt und getestet hat und so ver-

Rsucht hat, ein Wunderding zu entdecken. Aber das ist wie die Suche nach der Stecknadel im Heuhaufen. Er hat sich damit „verkopft“. Das Selbstvers­tändliche ist bei Gregor völlig verloren gegangen.

Aber was sollte er jetzt tun? Seine Karriere beenden? Ich bin der Meinung, ein Gregor Schlierenz­auer kann so nicht aufhören. Seine sportliche Vergangenh­eit ist grandios, er hat also nichts zu verlieren. Er sollte einen Strich unter diese verkorkste Saison ziehen, eine Zeit lang Abstand nehmen und im nächsten Winter neu durchstart­en. Immerhin steht in Seefeld die Heim-WM an. Wichtig ist, dass er wie der Rest des ÖSV-Teams Ruhe bewahrt, die Dinge nüchtern analysiert. Ich hoffe, dass man auch die richtigen Schlüsse zieht. Nur Kritik zu üben und dann alles auf einen Sündenbock abzuladen, wäre falsch. iese Mannschaft hätte größeres Potenzial gehabt, als sie gezeigt hat, nur war die Stabilität nicht vorhanden. Die gilt es, jetzt wiederzufi­nden.

D

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria