Und ewig lockt der Rock ’n’ Roll
Über die Ku’damm-Saga auf Netflix und in der ZDF-Mediathek.
Ach, wir wollen doch diese dunkle Zeit des Zweiten Weltkriegs endlich hinter uns lassen! Also bitte bei der Hochzeitstorte keine Wunderkerzen, denn „die erinnern doch sehr an Flak-Beschuss“. Überhaupt hat Caterina Schöllack Wichtigeres zu tun: Sie muss ihre drei Töchter endlich unter die Haube bringen. Das ist die Ausgangslage der deutschen Serie „Ku’damm 56“(Netflix, ZDF-Mediathek), deren Nachfolge „Ku’damm 59“(ZDF-Mediathek) in den letzten Tagen im ZDF Premiere gefeiert hat – mit mehr als herzeigbaren Einschaltquoten. Zu Recht, denn die Saga über die drei Schwestern, die im Berlin der Nachkriegsjahre zwischen drückender Vergangenheit und lichter Aufbruchstimmung ihren Weg suchen, lädt zum Miterleben ein – die Gefühlspalette ist gut durchgespielt, ohne jemals kitschig zu werden.
In einer Zeit, in der der gefürchtetste Verführer Rock ’n’ Roll heißt und die Ersten ob der „guten, alten Zeit“schon wieder melancholisch werden, gibt es zwei Optionen: die Angepasstheit und die Rebellion. Dass der erste Weg aufgrund akuter Erstickungsgefahr auch gerne im Aufruhr endet, ist ein Erkenntnisgewinn. Auf die Ewiggestrigen trifft das übrigens nicht zu, da helfen auch keine Wunderkerzen, denn zu Leuchten werden sie auch damit keine mehr.