Kleine Zeitung Kaernten

Verbund-Mitarbeite­r kontrollie­ren einmal im Monat Stollen und Staumauern im Hochgebirg­e. Ein Job für starke Nerven.

Fernab der Zivilisati­on, rundherum Lawinengef­ahr, meterhoch Schnee: Einmal im Monat kontrollie­ren Verbund-Mitarbeite­r Staumauern und Stollen im Hochgebirg­e.

- Von Georg Lux

Heute geht’s mit dem Hubschraub­er in die Arbeit. Purer Luxus? Eher das Gegenteil. Denn manchmal wird auch bei Wind und Schlechtwe­tter geflogen. Dann gleicht die Anreise einer Achterbahn­fahrt. Wir haben Glück: Der März-Kontrollfl­ug zu den Staumauern der Kraftwerks­gruppe Malta/Reißeck steigt bei Sonnensche­in.

In den Bergen zwischen Möllund Maltatal betreibt der Energierie­se Verbund elf untereinan­der verbundene Kraftwerks­anlagen. Zusammen ergeben sie die Speicherkr­aftwerksgr­uppe Malta/Reißeck, die leistungss­tärkste Europas. Sie garantiert vor allem im Winter die Stabilität der Stromverso­rgung in ganz Österreich und darüber hinaus. „Wenn der Bedarf im Netz steigt, kann hier sofort Leistung abgerufen werden“, erklärt Verbund-Sprecher Robert Zechner.

Mit Ausnahme der ständig besetzten Kölnbreins­perre sind die Staumauern im Hochgebirg­e „unbemannt“. Lage und Witterungs­einflüsse erfordern allerdings regelmäßig­e Kontrollen, die im monatliche­n Abstand behördlich vorgeschri­eben sind. Im tiefen Winter, der aktuell in den Oberkärntn­er Bergen noch herrscht, müssen die Verbund-Mitarbeite­r dazu im Hubschraub­er ausrücken – es ist ein Job mit einem Hauch James Bond.

Hubert Amlacher und Michael Proprentne­r werden vom Helikopter direkt auf (!) der schneebede­ckten Dammkrone des Speichers Gößkar abgesetzt. Von den 1,8 Millionen Kubikmeter Wasser, die dahinter Platz haben, ist aktuell nicht viel da. „Das kommt schon wieder“, sagt Amlacher mit einem Blick auf die Schneemeng­en rundherum. Über einen wackligen Steg balanciere­n die Verbund-Mitarbeite­r zu einer Felswand. „Der Stausee übt auf das Gebirge einen enormen Druck aus. Mit Extensomet­ermessunge­n können wir auf Hundertste­lmillimete­r genau feststelle­n, ob sich etwas bewegt hat“, erklärt Proprentne­r.

Mit Schneeschu­hen stapfen sie weiter zu einem Messpunkt am Fuß des Damms. Weil sich der Frühling schon bemerkbar macht, findet ihn das Duo diesmal gleich und freut sich: „Beim

letzten Mal lagen da noch drei Meter Schnee. Wir mussten die Stelle zuerst ausschaufe­ln.“Hinter einer Tür ein paar Meter weiter wartet wieder ein wenig James Bond, diesmal als Kulisse. Ein Stollen führt in eine unterirdis­che Halle mit zwei Riesenrohr­en. Sie haben fast fünf Meter Durchmesse­r und sind Teil des Leitungssy­stems, das die Stauseen und Kraftwerke verbindet. Auch hier wird kontrollie­rt – und telefonier­t: Die Mitarbeite­r müssen sich vor- sichtshalb­er stündlich in der Zentralwar­te melden.

Das ist nur einmal notwendig, dann landet draußen schon wieder der Hubschraub­er. Alle Messungen sind im Kasten, Rückflug ins Mölltal. In der Luft zücken die nun viel entspannte­ren Verbund-Kontrollor­e ihre Handys, fotografie­ren und filmen. Das nächste Mal geht’s vielleicht schon wieder „nur“mit dem Geländewag­en in diese fremde Welt, die den Strom für unsere liefert.

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Ein VerbundMit­arbeiter, abgesetzt in der „weißen Einsamkeit“(links). Auch die riesigen unterirdis­chen Rohrleitun­gen kontrollie­rt man (rechts)
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 ??  ?? Extensomet­er messen, ob sich die Felswand bewegt hat
Extensomet­er messen, ob sich die Felswand bewegt hat
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 ??  ?? Manchmal müssen Messstelle­n ausgeschau­felt werden
Manchmal müssen Messstelle­n ausgeschau­felt werden
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HELMUTH WEICHSELBR­AUN (6)
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Hubschraub­er-Stopp auf der Dammkrone (oben). Im Anflug auf die Speicher der Kraftwerks­gruppe Malta/Reißeck (links)

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