Verbund-Mitarbeiter kontrollieren einmal im Monat Stollen und Staumauern im Hochgebirge. Ein Job für starke Nerven.
Fernab der Zivilisation, rundherum Lawinengefahr, meterhoch Schnee: Einmal im Monat kontrollieren Verbund-Mitarbeiter Staumauern und Stollen im Hochgebirge.
Heute geht’s mit dem Hubschrauber in die Arbeit. Purer Luxus? Eher das Gegenteil. Denn manchmal wird auch bei Wind und Schlechtwetter geflogen. Dann gleicht die Anreise einer Achterbahnfahrt. Wir haben Glück: Der März-Kontrollflug zu den Staumauern der Kraftwerksgruppe Malta/Reißeck steigt bei Sonnenschein.
In den Bergen zwischen Möllund Maltatal betreibt der Energieriese Verbund elf untereinander verbundene Kraftwerksanlagen. Zusammen ergeben sie die Speicherkraftwerksgruppe Malta/Reißeck, die leistungsstärkste Europas. Sie garantiert vor allem im Winter die Stabilität der Stromversorgung in ganz Österreich und darüber hinaus. „Wenn der Bedarf im Netz steigt, kann hier sofort Leistung abgerufen werden“, erklärt Verbund-Sprecher Robert Zechner.
Mit Ausnahme der ständig besetzten Kölnbreinsperre sind die Staumauern im Hochgebirge „unbemannt“. Lage und Witterungseinflüsse erfordern allerdings regelmäßige Kontrollen, die im monatlichen Abstand behördlich vorgeschrieben sind. Im tiefen Winter, der aktuell in den Oberkärntner Bergen noch herrscht, müssen die Verbund-Mitarbeiter dazu im Hubschrauber ausrücken – es ist ein Job mit einem Hauch James Bond.
Hubert Amlacher und Michael Proprentner werden vom Helikopter direkt auf (!) der schneebedeckten Dammkrone des Speichers Gößkar abgesetzt. Von den 1,8 Millionen Kubikmeter Wasser, die dahinter Platz haben, ist aktuell nicht viel da. „Das kommt schon wieder“, sagt Amlacher mit einem Blick auf die Schneemengen rundherum. Über einen wackligen Steg balancieren die Verbund-Mitarbeiter zu einer Felswand. „Der Stausee übt auf das Gebirge einen enormen Druck aus. Mit Extensometermessungen können wir auf Hundertstelmillimeter genau feststellen, ob sich etwas bewegt hat“, erklärt Proprentner.
Mit Schneeschuhen stapfen sie weiter zu einem Messpunkt am Fuß des Damms. Weil sich der Frühling schon bemerkbar macht, findet ihn das Duo diesmal gleich und freut sich: „Beim
letzten Mal lagen da noch drei Meter Schnee. Wir mussten die Stelle zuerst ausschaufeln.“Hinter einer Tür ein paar Meter weiter wartet wieder ein wenig James Bond, diesmal als Kulisse. Ein Stollen führt in eine unterirdische Halle mit zwei Riesenrohren. Sie haben fast fünf Meter Durchmesser und sind Teil des Leitungssystems, das die Stauseen und Kraftwerke verbindet. Auch hier wird kontrolliert – und telefoniert: Die Mitarbeiter müssen sich vor- sichtshalber stündlich in der Zentralwarte melden.
Das ist nur einmal notwendig, dann landet draußen schon wieder der Hubschrauber. Alle Messungen sind im Kasten, Rückflug ins Mölltal. In der Luft zücken die nun viel entspannteren Verbund-Kontrollore ihre Handys, fotografieren und filmen. Das nächste Mal geht’s vielleicht schon wieder „nur“mit dem Geländewagen in diese fremde Welt, die den Strom für unsere liefert.