Kleine Zeitung Kaernten

Es geht jetzt ums Ganze

- Gerhard Hofstädter gerhard.hofstaedte­r@kleinezeit­ung.at INTERVIEW. Von Gerhard Hofstädter

Melbourne, der liebenswür­dige Auftakt einer Formel-1-Saison. Die Ingenieure haben im Vorfeld wieder alles berechnet, in den Intensivst­ationen der Garagen kalkuliert und Tausende Daten sondiert. 800 Mann arbeiteten in den Teams für zwei Autos. Dennoch weiß keiner, wo man wirklich steht.

Aber es geht in der Saison 2018 um viel mehr als um die Weltmeiste­rschaft. Es geht in den nächsten Monaten um die Zukunft der Formel 1. Die Königsklas­se des Motorsport­s befindet sich im Wandel. Es wird jetzt verhandelt, wie die Formel 1 ab 2021 aussehen soll. Und die neuen Hausherren von Liberty Media dürfen das nicht verpatzen. Das nächste Reglement muss unbedingt passen. ber wohin soll der Sport gehen? Was will man erreichen? Es geht darum, die bestehende­n Hersteller bei Laune zu halten, neue Marken – wie vielleicht Aston Martin – zu begeistern. Die Weichen müssen jetzt gestellt werden, damit alle genug Zeit für die Entwicklun­g einer neuen Triebwerks­generation haben. Im September wäre es vermutlich schon zu spät.

Das Problem: Alle müssen Änderungen zustimmen. Mercedes und Ferrari sind in der bequemen Situation, fast alles zu kontrollie­ren. Also warum sollen sie eine Lösung gutheißen, die ihre Position schwächt? Nur, es geht dieses Mal ums Ganze. Um eine Formel 1 mit dem Anspruch von morgen.

AWelche Erkenntnis­se haben Sie aus den ersten Kilometern ziehen können? Was kann man auf Basis der ersten Runden mit den neuen Autos für den Saisonstar­t herauslese­n?

Man muss mit einer finalen Einschätzu­ng der Lage sehr vorsichtig sein. Ein paar Liter mehr oder weniger Sprit an Bord können da ein Bild schon hin und wieder verzerren. Es schaut aber doch nach den üblichen Verdächtig­en aus. Mit Ferrari, Red Bull und Mercedes. Mit ganz unterJeder schiedlich­en Stärken. Ferrari war auf den Geraden schnell, die sind motorisch top, da haben sie wirklich gute Arbeit geleistet. Red Bull war in den Ecken wie gewohnt eine Macht. Und wir sind irgendwie ziemlich ausbalanci­ert. Es ist aber schwer, da eine definitive Reihung zu erstellen. Bestenfall­s könnte ich sagen, dass wir und Red Bull ziemlich auf Augenhöhe agieren, knapp dahinter Ferrari. So war’s jedenfalls in Barcelona.

Das heißt, ihr seht euch doch als Nummer eins?

Nein, glaube ich so nicht. Mit dieser Einstellun­g solltest du auch nicht in eine Saison gehen, weil dann erwischt es dich ganz schnell eiskalt. Wir haben sicher ein gutes Paket, das konkurrenz­fähig ist. Die beiden anderen Teams verstehen aber auch ihr Handwerk. Da muss man immer am Ball bleiben.

Auf der Motorensei­te war Mercedes stets das Nonplusult­ra. Heute munkelt man, es handle sich um rund 1000 PS. Können Sie diese Zahl bestätigen?

der Formel-1-Motoren von heute, egal ob von Renault, Ferrari oder uns, ist von dieser Marke nicht mehr weit entfernt. Wenngleich wir das vielleicht noch nicht ganz erreicht haben.

Heuer gibt es wieder ein paar kleine Veränderun­gen. Ganz abgesehen vom Halo, den kaum einer mag. Geht die Formel 1 in die richtige Richtung?

Es gibt ja wirklich nur Änderungen im Detail. Zum Beispiel die Abschaffun­g der Grid Girls. Für mich war da nichts Diskrimini­erendes dabei. Wenn ich allein an unsere Damen beim Österreich-GP in den Trachtendi­rndln denke, wurde da auch unsere Tradition verkörpert. Oder in Abu Dhabi die Emirates-Stewardess­en. Vielleicht hätte man die Mädels auch nur besser integriere­n sollen. Wenn man aber Entscheidu­ngen treffen muss, dann sollte man auch Liberty Media ein paar Veränderun­gen zugestehen. Wenn sie meinen, das sei gut.

Es stehen heuer mehr Reifenmisc­hungen zur Verfügung. Wird’s deshalb spannender?

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