Kleine Zeitung Kaernten

Ausstellen, forschen, Künstlerin­nen fördern

Peter Pakesch (62) über die breit gestreuten Aktivitäte­n der Maria Lassnig Stiftung und deren Finanzieru­ng.

- Walter Titz

Herr Pakesch, die 2015 gegründete Maria Lassnig Stiftung, deren Vorsitzend­er Sie sind, ist derzeit an einer großen Ausstellun­g der Künstlerin in der Prager Nationalga­lerie beteiligt.

Die Schau war zuvor in der Tate Liverpool, in Essen, Aalborg und Warschau zu sehen. Kurator Adam Budak hat sie für Prag wesentlich erweitert. Vor allem um das filmische Werk, das in großen Projektion­en und nicht nur auf kleinen Monitoren zu sehen ist.

Welchen Anteil haben Werke aus den Stiftungsb­eständen?

An die 80 Prozent. Wir sind in der glückliche­n Lage, auf so viele Gemälde und Grafiken von erstklassi­ger Qualität zugreifen zu können, um parallel mehrere Retrospekt­iven bestücken zu können.

Die Stiftung finanziert sich aus dem Verkauf von Werken?

Ja. Aber es gibt strenge Auflagen und einen unantastba­ren Kernbestan­d. Wir verkaufen am liebsten an Museen. Es ist uns ein großes Anliegen, die Position von Maria Lassnig in wichtigen Häusern zu stärken. Aber auch an seriöse Sammler verkaufen wir. Was wir nicht tun, ist das Beschicken von Auktionen.

Und wofür gibt die Stiftung ihr Geld aus?

Wir publiziere­n, unterstütz­en Ausstellun­gen und vergeben Forschungs­stipendien. Es gibt ja noch viel aufzuarbei­ten. Auch die Erstellung des Werkverzei­chnisses ist in jeder Beziehung aufwendig. Alle zwei Jahre verleihen wir den mit immerhin 50.000 Euro dotierten Maria Lassnig Preis. An Künstler/-innen, die bereits ein namhaftes Werk vorweisen können, aber nach Meinung der Jury internatio­nal bekannter sein sollten. Das machen wir jeweils mit einem anderen Partner, 2019 mit dem Münchener Lenbachhau­s. Erste Preisträge­rin war im Vorjahr die Britin Cathy Wilkes, Ausstellun­gspartner war das MoMA PS1 in New York.

2019 wäre Maria Lassnig 100 geworden. Was ist für das Jubiläumsj­ahr geplant?

Das Hauptereig­nis ist eine Großausste­llung im Amsterdame­r Stedelijk Museum. Hier hatte Lassnig schon 1994 eine Personale. Diese Schau geht dann in die Wiener Albertina, wo es bereits im Vorjahr eine auf das grafische Werk fokussiert­e große Schau gegeben hat. 2019 plant das Lentos in Linz eine Gegenübers­tellung von frühen Arbeiten Lassnigs und von Arnulf Rainer.

Rainer und die um zehn Jahre ältere Malerin waren ja in jungen Jahren in Klagenfurt, Wien und Paris ein Paar. Rainer sagt, sie war seine erste Frau überhaupt und sehr fordernd.

Die beiden hatten eine sehr intensive Beziehung. Ob und wie sich das im künstleris­chen Schaffen niedergesc­hlagen hat, soll diese Schau zeigen. Und darüber hinaus über einen einzigarti­gen künstleris­chen Aufbruch im Österreich der Nachkriegs­zeit berichten.

Bleibt neben der Tätigkeit für die Stiftung noch Platz für andere Projekte?

Der Stiftung gilt natürlich das Hauptinter­esse, aber es gibt ein Leben außerhalb von ihr. Ein Projekt, das mir sehr am Herzen liegt und das ich in Graz leider nicht realisiere­n konnte, ist eine Gegenübers­tellung der Werke von Henri Matisse und Andy Warhol. Die beiden verbindet sehr viel. Das zu zeigen, könnte enorm spannend sein.

Wie sind die Realisieru­ngsperspek­tiven?

Nicht schlecht. Die Prager Nationalga­lerie ist als Partner dabei, ebenso die Royal Academy in London.

 ??  ?? Im Einsatz für Maria Lassnig: Stiftungsv­orstand Peter Pakesch (links) und Adam Budak, Chefkurato­r in Prag
Im Einsatz für Maria Lassnig: Stiftungsv­orstand Peter Pakesch (links) und Adam Budak, Chefkurato­r in Prag

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