Rote Eier gegen türkis-blaue Eier!
Linke sind gut, Rechte sind es nicht? Das Ringen um das klügste Argument sollte mehr zählen als alte Zuordnungen.
67.000 knallrote Eier wird nun also die SPÖ, wie sie gestern ankündigte, landesweit verteilen, um gegen die „faulen Eier“zu protestieren, „die die türkisblaue Regierung Österreichern ins Nest legt“. Nein, das angepeilte Nulldefizit wird natürlich nicht kritisiert. Wer könnte auch Kritik üben am Ziel, dass Kinder nicht weiter grenzenlos mit Schuldenbergen belastet werden. Kritisiert wird, dass bei den „Ärmsten“gespart wird.
Familie Huber zählt mit zwei Kindern nicht dazu. Im Gegenteil, sie bekommt mit einem Einkommen von 2450 Euro brutto künftig 3000 Euro mehr im Jahr, da ihre Steuerleistung um diesen Betrag aufgrund der Kinder reduziert wird. Nein, die Hubers gehören nicht zu den „Ärmsten“, aber mit Sicherheit nicht zu den Wohlhabenden. Wer weiß, was eine Wohnung, vier Wintermäntel oder ein Schulskikurs kostet, weiß auch, dass bei 2450 Euro brutto jeder Euro umgedreht werden muss. Und die Tochter auf den Schulskikurs verzichtet mit den Worten: „Sparen wir das Geld für den Sommer.“
Aber wie lautet das altbekannte Skript? Die Rechten geben den Reichen und sparen bei den Ärmsten, die Linken geben den Ärmsten. Letzteres klingt eindeutig sympathischer und sichert jene moralische Überlegenheit, mit der sich das Ringen um das beste Argument oder die bessere Maßnahme im Kampf gegen Armut oder mehr Chancengerechtigkeit erübrigt. Zumindest bis klar wird, dass bereits die Hubers zu den „Reichen“gezählt werden oder Linke wie Rechte mit der Aufhebung des Pflegeregresses zustimmten, auch extrem Reiche zu fördern, aber Pflegende krass zu benachteiligen. Oder klar wird, dass ein Sozialstaat, der zu wenig Anreize für Leistung bietet, sich selbst die Helferhände abhackt. Aber das passt alles nicht auf ein Ei – ob knallrot, türkis, blau oder faul.