Rau und rotzig: Heavy-MetalOsterputz für das Gehirn
Metallica laden am Samstag zum Konzert in die Wiener Stadthalle.
Manchmal zeigen einem die Preise, die man bekommt, wie sehr man in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist: Im Fall von Metallica ist es der mit über 100.000 Euro dotierte schwedische Polarpreis, den die USMetalband im Juni verliehen bekommt. Die Begründung: „Seit Wagners Gefühlsaufruhr und Tschaikowskys Kanonen hat niemand mehr eine Musik geschaffen, die so körperlich und wütend und doch so zugänglich ist.“
Worte in dieser Tonlage hört wohl jede Band gern, noch mehr, wenn man sich einer Musikrichtung verschrieben hat, der weit über ihre Anfangsjahre hinaus mit abfälligem Schulterzucken und Unverständnis begegnet wurde.
Für ihre Fans hingegen heißt der lebenslange Treueschwur nach wie vor „Kill ‘Em All“, das 1983 erschienene Debütalbum der Band, die zwei Jahre zuvor von James Hetfield und Lars Ulrich in Los Angeles gegründet wurde. Damals war Heavy Metal ja nicht unbedingt Standardmusik. Man muss jetzt nicht unbedingt Mephisto heraufbeschwören, aber einfach hatte man es als Metal-Fan in den 1980ern nicht unbedingt. Metallica öffneten ihren Fans einen musikalischen Heimathafen.
Etliche Klassiker – „Seek & Destroy“, „Master of Puppets, „Enter Sandman“– später, ist man selbst zur UnterhaltungsMaschine aufgestiegen: Gigantische Stadien, riesige Festivals, über 110 Millionen verkaufte Alben. Doch der Mainstream hat es nie ganz geschafft, der Band alle Ecken und Kanten abzuschleifen. So ist auch die aktuelle Platte „Hardwired . . . To Self-Destruct“, düster, rau und rotzig. Mit der gleichen Dynamik absolvieren die Herren ihre Konzerte. Böse Stimmen behaupten, dass sie durch den Abend fegen, als wäre der Teufel hinter ihnen her: Während der passionierte Jäger Hetfield die Natur in Colorado sucht, taucht Lars Ulrich lieber in die Tech-Szene der Bay Area ein.