Alex und sein Streichelzoo
Unmut über die neue ORF-Struktur, mit der Generaldirektor Alexander Wrabetz „Channel-Manager“und sechs weitere neue Posten schafft. Die Bewerbungsfrist läuft bis 10. April.
Mit der gestrigen Ausschreibung im Amtsblatt der „Wiener Zeitung“sucht der ORF nach einem monatelangen Katz-undMaus-Spiel von Generaldirektor Alexander Wrabetz nun auch offiziell je einen ChannelManager und Chefredakteur für ORF eins und ORF 2. Das soll der Schärfung des Profils des jeweiligen Senders dienen, doch gleichzeitig ist keine Erhöhung der Eigenproduktionsmittel in Sicht. Somit ein Himmelfahrtskommando, nur um die Politik mit Versorgungsposten versöhnlich zu stimmen? Also „Alex und sein Streichelzoo“.
Die neue Struktur könnte außerdem rasche und mutige Entscheidungen verhindern, die bei kreativen Prozessen in der Programmgestaltung allerdings notwendig sind. Anders ausgedrückt: Zu viele Köche können den Brei verderben, bevor er überhaupt noch angerichtet ist. Die Channel-Manager haben inhaltliche Verantwortung und das Budget für ihren Kanal.
Wie Effizienz und Attraktivität von ORF eins und ORF 2 zu erhöhen sind, bleibt ein Streitfall. Was die Fernsehdirektion betrifft, hat der Betriebsrat einstimmig beschlossen, der neuen Organisationsanweisung nicht zuzustimmen, nachdem man den Generaldirektor „zum wiederholten Mal vergeblich mit Gegenargumenten, Bedenken und unserer Kritik an seinem
Modell konfrontiert“habe (siehe Warnung des Betriebsrats rechts). Für „äußerst problematisch“wird die alleinige Zuordnung der Channel-Manager sowie des gesamten Informationsbereiches zum Generaldirektor eingestuft. Auch auf Kompromissvorschläge habe Wrabetz nicht eingehen wollen, wie es im Brief an die Kollegen heißt.
Paradox: Während Wrabetz in der Finanzvorschau bis 2021 den Abbau von 300 Stellen vorsieht, schafft er jetzt acht neue, hoch dotierte Posten neben seinen vier Direktoren Andreas Nadler (Finanzen), Kathrin Zechner (Programm), Monika Eigensperger (Radio) und Michael Götzhaber (Technik). Das Mindestgehalt für die Channel-Manager (Favoriten: Lisa Totzauer und Alexander Hofer) und die Chefredakteure beträgt 60.294 Euro. Zudem wird die neue Stabsstelle „Public Affairs“eingerichtet, die der Büroleiterin des ehemaligen Finanzchefs Richard Grasl versprochen sein soll: Christine Lackner. Weiters ausgeschrieben: die Positionen der Programmchefs für beide Hauptsender, die das Channel-Management „unterstützen sollen“. Und für die Leitung von „Human Resources“(Schulungen etc.) kann man sich ebenfalls bis 10. April bewerben.