„Beim Arbeitsmarktservice ist Feuer am Dach“
Unsere Leser beurteilen die Ursache für die Schwierigkeiten des AMS bei der Jobvermittlung an Migranten unterschiedlich.
Beim AMS Wien ist Feuer am Dach. Stimmen die Vorwürfe, dann ist tatsächlich ein Köpferollen angebracht. Der an die Medien gespielte Bericht zeigt einmal mehr die Problematik der Arbeitsvermittlung auf. Tschetschenische AMS-Kunden werden als „überdurchschnittlich gewaltbereit“bezeichnet, die unter den AMS-Beratern Angst und Schrecken verbreiten. Das führt dazu, dass man diesen Leuten gar keine Arbeitsvorschläge oder Kursangebote macht. Für die einen ist die Reinigungsbranche nicht vermittelbar, für die anderen kein sozialer Bereich! Auch die Gastronomie ist unbeliebt. Muslimische Mädchen dürfen nicht an Kursen teilnehmen, in denen sie auf Männer stoßen könnten. Dies alles steht in dem internen Bericht, der nicht (!) für die Öffentlichkeit bestimmt war. Die Aussagen einzelner Mitarbeiter des AMS vermitteln kein Gesamtbild, sind aber als „Hilferuf “zu verstehen!
Michael Jungwirth und Markus Zottler hätten in ihrem Be- richt noch mehr auf die Problematik mit den „Kunden“des AMS eingehen müssen!
Rudolf Prill, Köttmansdorf
Hürden im Weg
Erstaunlich schnell und scharfsichtig hat das türkis-blaue Führungsduo Kurz und Strache die Schuldigen für das Versagen der Jobvermittlung für Zuwanderer identifiziert: das AMS und seine Mitarbeiter. Diese schaffen es nicht, Migranten auf dem Arbeitsmarkt unterzubringen, wo ihnen die Regierung konsequent Hürden in den Weg legt (Verweigerung der Arbeitserlaubnis, Streichung der Aktion 8000), und Abschiebungen auch bei gelungener Integration praktiziert.
Eine Task Force der Regierung muss her, um eine weitere Reform des AMS und vor allem auch eine Durchforstung der (unnützen und teuren?) Schulungsprogramme einzuleiten. Ein Schelm, wer hier böse Absichten – Verschärfung der Zumutbarkeitsregelung, Kürzung arbeitsmarktpolitischer Programme, (Selbst-)Bedienung der Politik am Fördertopf des AMS – vermutet. Warten wir’s ab! Dr. Peter Polz, Graz
Juristisch unbeleckt
„Freisprüche bringen die Justiz auf die Anklagebank“, 30. 3. Angesichts des (nicht rechtskräftigen) Freispruchs zweier Asylwerber von der angeblichen Vergewaltigung einer 15Jährigen erhebt Vizekanzler Strache seine Stimme: „Skandalös und unerträglich“sei dies. Völlig unbeleckt in juristischen Dingen stellt er der Qualität unserer Justiz damit ein vernichtendes Zeugnis aus. Im Hintergrund geht es aber um die Vertiefung des SündenbockImages von Asylwerbern.
Die jüngsten Abschiebungen gut integrierter Flüchtlingsfamilien sprechen ebenfalls von sinnloser sozialer Kälte. War Sebastian Kurz schon als Integrationsminister ein völliger Versager, so zeigt er jetzt in den Sparmaßnahmen im AMS (Sprachkurse) und im neuen Budget Einschnitte in den Sozialstaat, die auf Flüchtlinge und gegen deren Integration abzielen, aber auch unsere eigenen Leute unter der Armutsgrenze hart treffen werden. Kommt durch diese neoliberale Regierung Hartz IV durch die Hintertür? Edi Tusch, Klagenfurt
Mehr Sachlichkeit
LB „Das ist keine sozialpolitische Errungenschaft“, 28. 3.
Ich kann nicht für andere in der Situation sprechen, möchte aber die Lage in unserer Familie schildern. Wir mussten unsere Mutter ins Pflegeheim bringen. Genau zu einem Zeitpunkt, als viele, die nicht mit der Situation der Pflege eines Angehörigen vertraut sind, leichtfertig sagen, jetzt gehe es leicht, einfach abschieben und fertig.
So schaut es wirklich aus: Meine Mutter wurde mehrere Jahre zu Hause betreut, größtenteils von meinem Vater, immer mehr unterstützt von mobilen Diensten etc. Wir gingen an unsere Grenzen der Belastbarkeit (körperlich wie psychisch), besser gesagt wurden wir dahin geschleudert, man hat das irgendwann nicht mehr Kontrolle, trotz aller Hilfe von außen. Auch die viel gepriesene 24-Stunden-Betreuung wäre nicht mehr zielführend gewesen. Ist dies ein Abschieben, wenn man die Notbremse „Aufenthalt im Pflegeheim“ziehen muss? Ich würde mich sehr freuen, wenn die Darstellung zu diesem komplexen Thema der Betreuung und Pflege von Angehörigen in den Medien sachlicher erfolgen könnte, die Einseitigkeit stört mich sehr und entspricht auch nicht der konkreten Situation.
Mag. Rosalinde Kerschbaumer,
Klagenfurt
Drängendes Problem
Es wäre zu schön und zu einfach, wenn man das gesellschaftlich immer drängender werdende Pflegeproblem auf ein bloßes Budgetproblem, noch dazu mit wechselseitigen Schuldzuweisungen, reduzieren könnte. Nicht nur die öffentliche Hand, sondern auch viele sich allein gelassen fühlende Angehörige sind überfordert. Liebe Politiker, zeigt endlich auch, was ihr nach den Wahlen könnt, und nicht nur vor den Wahlen; unsere Vorgängergeneration hat es verdient.
Dr. Johannes Hofer, Kindberg
Umgekehrt
„Polizei ging Serieneinbrecher ins Netz“, 29. 3. Diese in großen, fetten Lettern abgedruckte Zeitungsüberschrift machte nicht nur mich, sondern wahrscheinlich wohl Hunderttausende andere treue „Kleine“-Leser und -Leserinnen schlagartig neugierig. Das kann doch unmöglich wahr sein, schoss es mir durch den Kopf: Die Polizei ging einem Seunter rieneinbrecher ins Netz? Wie bitte? Wo samma denn? Gott sei Dank stellte sich beim Lesen des Berichtes dann aber sehr schnell heraus, dass nicht die Polizei dem Bosnier, sondern umgekehrt der Bosnier der Polizei ins Netz ging. Na ja, kann schon einmal passieren, dass der Wext vertechselt wird.
Dr. Otto Barounig, Klagenfurt
Keine gute Titelwahl
„Alex und sein Streichelzoo“, 28. 3. Die Titelwahl für den o. g. Artikel ist meinem Empfinden nach unseriös und in degoutanter Nähe zur untergriffigen Berichterstattung gewisser Printmedien. Dieses Niveau wünsche ich nicht auf meinem Frühstückstisch, auch nicht in zeitlicher Nähe zu Frühling und Ostern, wo man gemeinhin Tiere streichelt . . .
Mag. Lisbeth Skina, Klagenfurt