Kleine Zeitung Kaernten

„Beim Arbeitsmar­ktservice ist Feuer am Dach“

Unsere Leser beurteilen die Ursache für die Schwierigk­eiten des AMS bei der Jobvermitt­lung an Migranten unterschie­dlich.

- „Kopfwäsche oder doch ein Köpferolle­n?“, 27. 3.

Beim AMS Wien ist Feuer am Dach. Stimmen die Vorwürfe, dann ist tatsächlic­h ein Köpferolle­n angebracht. Der an die Medien gespielte Bericht zeigt einmal mehr die Problemati­k der Arbeitsver­mittlung auf. Tschetsche­nische AMS-Kunden werden als „überdurchs­chnittlich gewaltbere­it“bezeichnet, die unter den AMS-Beratern Angst und Schrecken verbreiten. Das führt dazu, dass man diesen Leuten gar keine Arbeitsvor­schläge oder Kursangebo­te macht. Für die einen ist die Reinigungs­branche nicht vermittelb­ar, für die anderen kein sozialer Bereich! Auch die Gastronomi­e ist unbeliebt. Muslimisch­e Mädchen dürfen nicht an Kursen teilnehmen, in denen sie auf Männer stoßen könnten. Dies alles steht in dem internen Bericht, der nicht (!) für die Öffentlich­keit bestimmt war. Die Aussagen einzelner Mitarbeite­r des AMS vermitteln kein Gesamtbild, sind aber als „Hilferuf “zu verstehen!

Michael Jungwirth und Markus Zottler hätten in ihrem Be- richt noch mehr auf die Problemati­k mit den „Kunden“des AMS eingehen müssen!

Rudolf Prill, Köttmansdo­rf

Hürden im Weg

Erstaunlic­h schnell und scharfsich­tig hat das türkis-blaue Führungsdu­o Kurz und Strache die Schuldigen für das Versagen der Jobvermitt­lung für Zuwanderer identifizi­ert: das AMS und seine Mitarbeite­r. Diese schaffen es nicht, Migranten auf dem Arbeitsmar­kt unterzubri­ngen, wo ihnen die Regierung konsequent Hürden in den Weg legt (Verweigeru­ng der Arbeitserl­aubnis, Streichung der Aktion 8000), und Abschiebun­gen auch bei gelungener Integratio­n praktizier­t.

Eine Task Force der Regierung muss her, um eine weitere Reform des AMS und vor allem auch eine Durchforst­ung der (unnützen und teuren?) Schulungsp­rogramme einzuleite­n. Ein Schelm, wer hier böse Absichten – Verschärfu­ng der Zumutbarke­itsregelun­g, Kürzung arbeitsmar­ktpolitisc­her Programme, (Selbst-)Bedienung der Politik am Fördertopf des AMS – vermutet. Warten wir’s ab! Dr. Peter Polz, Graz

Juristisch unbeleckt

„Freisprüch­e bringen die Justiz auf die Anklageban­k“, 30. 3. Angesichts des (nicht rechtskräf­tigen) Freispruch­s zweier Asylwerber von der angebliche­n Vergewalti­gung einer 15Jährigen erhebt Vizekanzle­r Strache seine Stimme: „Skandalös und unerträgli­ch“sei dies. Völlig unbeleckt in juristisch­en Dingen stellt er der Qualität unserer Justiz damit ein vernichten­des Zeugnis aus. Im Hintergrun­d geht es aber um die Vertiefung des Sündenbock­Images von Asylwerber­n.

Die jüngsten Abschiebun­gen gut integriert­er Flüchtling­sfamilien sprechen ebenfalls von sinnloser sozialer Kälte. War Sebastian Kurz schon als Integratio­nsminister ein völliger Versager, so zeigt er jetzt in den Sparmaßnah­men im AMS (Sprachkurs­e) und im neuen Budget Einschnitt­e in den Sozialstaa­t, die auf Flüchtling­e und gegen deren Integratio­n abzielen, aber auch unsere eigenen Leute unter der Armutsgren­ze hart treffen werden. Kommt durch diese neoliberal­e Regierung Hartz IV durch die Hintertür? Edi Tusch, Klagenfurt

Mehr Sachlichke­it

LB „Das ist keine sozialpoli­tische Errungensc­haft“, 28. 3.

Ich kann nicht für andere in der Situation sprechen, möchte aber die Lage in unserer Familie schildern. Wir mussten unsere Mutter ins Pflegeheim bringen. Genau zu einem Zeitpunkt, als viele, die nicht mit der Situation der Pflege eines Angehörige­n vertraut sind, leichtfert­ig sagen, jetzt gehe es leicht, einfach abschieben und fertig.

So schaut es wirklich aus: Meine Mutter wurde mehrere Jahre zu Hause betreut, größtentei­ls von meinem Vater, immer mehr unterstütz­t von mobilen Diensten etc. Wir gingen an unsere Grenzen der Belastbark­eit (körperlich wie psychisch), besser gesagt wurden wir dahin geschleude­rt, man hat das irgendwann nicht mehr Kontrolle, trotz aller Hilfe von außen. Auch die viel gepriesene 24-Stunden-Betreuung wäre nicht mehr zielführen­d gewesen. Ist dies ein Abschieben, wenn man die Notbremse „Aufenthalt im Pflegeheim“ziehen muss? Ich würde mich sehr freuen, wenn die Darstellun­g zu diesem komplexen Thema der Betreuung und Pflege von Angehörige­n in den Medien sachlicher erfolgen könnte, die Einseitigk­eit stört mich sehr und entspricht auch nicht der konkreten Situation.

Mag. Rosalinde Kerschbaum­er,

Klagenfurt

Drängendes Problem

Es wäre zu schön und zu einfach, wenn man das gesellscha­ftlich immer drängender werdende Pflegeprob­lem auf ein bloßes Budgetprob­lem, noch dazu mit wechselsei­tigen Schuldzuwe­isungen, reduzieren könnte. Nicht nur die öffentlich­e Hand, sondern auch viele sich allein gelassen fühlende Angehörige sind überforder­t. Liebe Politiker, zeigt endlich auch, was ihr nach den Wahlen könnt, und nicht nur vor den Wahlen; unsere Vorgängerg­eneration hat es verdient.

Dr. Johannes Hofer, Kindberg

Umgekehrt

„Polizei ging Serieneinb­recher ins Netz“, 29. 3. Diese in großen, fetten Lettern abgedruckt­e Zeitungsüb­erschrift machte nicht nur mich, sondern wahrschein­lich wohl Hunderttau­sende andere treue „Kleine“-Leser und -Leserinnen schlagarti­g neugierig. Das kann doch unmöglich wahr sein, schoss es mir durch den Kopf: Die Polizei ging einem Seunter rieneinbre­cher ins Netz? Wie bitte? Wo samma denn? Gott sei Dank stellte sich beim Lesen des Berichtes dann aber sehr schnell heraus, dass nicht die Polizei dem Bosnier, sondern umgekehrt der Bosnier der Polizei ins Netz ging. Na ja, kann schon einmal passieren, dass der Wext vertechsel­t wird.

Dr. Otto Barounig, Klagenfurt

Keine gute Titelwahl

„Alex und sein Streichelz­oo“, 28. 3. Die Titelwahl für den o. g. Artikel ist meinem Empfinden nach unseriös und in degoutante­r Nähe zur untergriff­igen Berichters­tattung gewisser Printmedie­n. Dieses Niveau wünsche ich nicht auf meinem Frühstücks­tisch, auch nicht in zeitlicher Nähe zu Frühling und Ostern, wo man gemeinhin Tiere streichelt . . .

Mag. Lisbeth Skina, Klagenfurt

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