Gruber soll es jetzt für die ÖVP richten
Chaos in der Volkspartei nach dem Rückzug von Christian Benger, letztlich aber doch Einigung auf Martin Gruber als neuen Parteichef. Zafoschnig wohl Landesrat.
Chaosklub ist nach dem gestrigen Tag eine mehr realistische als despektierliche Bezeichnung für die Kärntner ÖVP. Der überraschende Rücktritt von Parteichef Christian Benger hat seine Mitstreiter auf dem falschen Fuß erwischt. In den Stunden danach hieß es irgendwie jeder gegen jeden. Die Bezirksorganisationen meldeten Ansprüche an, wie Bauernbund und Wirtschaftsbund. „Am Ende stehen wir vielleicht mit einem neuen Parteichef, aber ohne Landesräte da“, erklärte ein ernüchterter Funktionär. Zahlreiche Nachfolgekandidaten wurden kolportiert.
Aus der Deckung wagen wollte sich vor den Sitzungen von Parteipräsidium und Landesparteivorstand niemand. Ab 18.30 Uhr trafen sich die Parteigranden im Klagenfurter Hotel Sandwirth. Drei Stunden lange tagte das Präsidium, erst danach war der rund 40-köpfige Parteivorstand an der Reihe.
Im Laufe des Abends wurde klar, dass Martin Gruber die Partei übernehmen wird. Nur eine Gegenstimme soll es gegeben haben. Gruber wurde 2009 mit nur 25 Jahren jüngster Bürgermeister (Kappel am Krappfeld) Kärntens und war einst als persönlicher Referent von Ex-Landesrat Josef Martinz tätig. Gruber gilt im Bauernbund, dem ei- gentlichen Macher in der Kärntner Volkspartei, seit Jahren als Personalreserve. Der 35Jährige ist stellvertretender Obmann des Kärntner Bauernbundes, Kammerrat in der Vollversammlung der Landwirtschaftskammer und auch Vizepräsident des Kärntner Gemeindebundes. Gruber könnte als Landesrat die Bereiche Landwirtschaft, Jagd, Straßenbau etc. übernehmen. Bei der Landtagswahl am 4. März erreichte er als Spitzenkandidat im Wahlkreis 2 (St. Veit, Wolfsberg, Völkermarkt) 3375 Vorzugsstimmen. Gruber war auch im Verhandlungsteam der ÖVP, ein wichtiges Zugeständnis an den Koalitionspartner SPÖ.
Als zweiten Landesrat setzt die ÖVP auf einen Quereinsteiger: Ulrich Zafoschnig, Vorstand der Kärntner Beteiligungsverwaltung und Präsident der Kärntner Sportunion. Bei der Nationalratswahl kandidierte der 52-Jährige auf Platz acht der Landesliste. Er kennt den Politikbetrieb in Kärnten gut und arbeitete im Zuge der Heta-Abwicklung eng mit Landeshauptmann Peter Kaiser und Finanzreferentin Gaby Schaunig (SPÖ) zusammen.
Dass es im Vorfeld Interventionen aus Wien gegeben habe, wird von der Bundespartei entschieden dementiert. Dafür sei die Kärntner Landesgruppe zu unwichtig, klingt dabei durch.
handle sich um eine interne Revolte in Kärnten. „So wie das abgelaufen ist, steckt da kein genialer Plan dahinter“, ätzt ein Parteigänger. „Offenbar war das Ego von Benger so verletzt durch die ständigen Angriffe, dass er jetzt einfach genug hatte.“Dafür spricht, dass Benger nicht selbst einen Nachfolger
präsentierte. Bundeskanzler Sebastian Kurz soll sich für Sebastian Schuschnig als Landeschef ausgesprochen haben – was doch wieder für Anweisungen aus Wien sprechen würde. Schon kurz nach der Wahl hatte die Kleine Zeitung über ein mögliches Comeback Schuschnigs, der vor der LandtagsEs