Kleine Zeitung Kaernten

In keiner guten Verfassung

- Uwe Sommersgut­er uwe.sommersgut­er@kleinezeit­ung.at

Historisch­er Tag“, „großer Wurf “, „Meilenstei­n“: Feierlich war die Stimmung im Landtag am 1. Juni 2017. Knapp vier Jahre wurde um die Landesverf­assung gerungen. Die strengen Regeln für künftige Koalitions­parteien stehen im Zentrum: Die Beschlüsse müssen einstimmig gefällt werden, nur Stimmentha­ltungen sind möglich.

Zehn Monate später legen SPÖ und ÖVP, die maßgeblich­en Motoren der Reform, den Retourgang ein. Anders als in der Bundes- und vielen Landesregi­erungen, die den Proporz vor Kärnten abschaffte­n, soll ein Koalitions­partner – die SPÖ – den anderen – die ÖVP – überstimme­n können. Eine wohlkalkul­ierte Machtdemon­stration der SPÖ, die von der ÖVP unterwürfi­g akzeptiert wurde.

Ein Festschrei­ben von Mehrheitse­ntscheidun­gen in der neuen Kärntner Misstrauen-Koalition ist demokratie­politisch wohl unbedenkli­ch. Folgenschw­er wäre dieser Beschluss dennoch.

Die Verfassung ist das Fundament eines Landes. Sie muss über kurzwellig­e PolitBeben erhaben sein und darf nicht unter Willkür-Verdacht geraten. Das riskiert Peter Kaiser mit seiner Vorgabe.

Mit Ablauffris­ten versehene Verfassung­sgesetze erodieren den wichtigste­n Pfeiler des Rechtsstaa­ts: das Vertrauen der Bürger in seine Stabilität. Diese auf dem Altar der Polit-Taktik zu opfern, kann Kaiser nicht wollen.

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