Kleine Zeitung Kaernten

Zu viel Ego tut einem Team selten gut

Ein Team der Besten ist nicht immer das beste Team: Forscher gehen dem Phänomen mittels Mathematik auf den Grund.

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John Lennon und Paul McCartney: zwei Ausnahmemu­siker, die mit den Beatles Geschichte geschriebe­n haben. Dass es nur für eine zehnjährig­e Geschichte gereicht hat – die Band gab es von 1960 bis 1970 – mag angesichts beispiello­sen Erfolgs der Pilzköpfe überrasche­n. Mit dem Blick des Forschers sagt aber der Spieltheor­etiker Paul Schweinzer Folgendes: „Zwei derartig große Egos wie die von Lennon und McCartney halten es im Team nicht lange aus.“

Schweinzer legt dieser Aussage theoretisc­he Forschunge­n zugrunde, die er gemeinsam mit Kollegen Alexander Gershkov (Uni Jerusalem) am Institut für Volkswirts­chaftslehr­e verfolgt. Die Beiden gehen der Frage auf den Grund, warum Teams bestehend aus Superstars manchmal schlechter abschneide­n als solche, die von nur einer Spitzenkra­ft angeführt werden. Der britische Management-Theoretike­r Meredith Belbin hat das als „Apollo-Syndrom“bezeichdes net, was sich etwa im Sport beobachten lässt: All-Star-Teams bestehend nur aus den Besten der Besten liefern ab und zu unter den Erwartunge­n ab. Prominente­s Beispiel ist das russische Eishockey-„Dream-Team“, das bei den Olympische­n Spielen in Sotschi 2014 nicht einmal das Halbfinale erreichte. Nicht nur im Sport, auch in der Arbeitswel­t lässt sich dieses Phänomen beobachten – wo es sich in Fehlern bei Entscheidu­ngen niederschl­ägt.

Unser Modell hilft dabei, die richtigen Leute zusammenzu­spannen und Konflikte in All-StarTeams zu regeln.

Paul Schweinzer

„Wir wollen verstehen, warum solche ‚Überraschu­ngen‘ passieren, wovon sie abhängen und wie man ihre Wahrschein­lichkeit minimieren kann“, sagt Schweinzer zum Forschungs­projekt, dass sich den Methoden der Spieltheor­ie bedient. Dabei haben die Forscher mathematis­che Modelle entwickelt, die den Erfolg von Teams beschreibe­n können.

Grundlagen­forschung

also, die aber in weiterer Folge dazu führen kann, Personalen­tscheidung­en fundierter zu treffen. „Unser Modell hilft dabei, die richtigen Leute zusammenzu­spannen und dort Konfliktpo­tenziale zu regeln, wo zu viele Superstars in einem Team versammelt sind“, sagt Schweinzer. Denn oft brauche es vermitteln­de Spieler, um die Stars im Zaum zu halten.

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FOTOLIA,AAU/STEINTHALE­R In diesem Team sind alle Sieger – kommen allerdings zu viele starke Persönlich­keiten zusammen, kann es mit der Harmonie schnell vorbei sein

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