Kleine Zeitung Kaernten

Bilder von Eis und Schnee

Auf den Spuren des „Schneeisep­p“: Das Museum des Nötscher Kreises zeigt ab Sonntag Arbeiten von Sebastian Isepp.

- Von Willi Rainer

Ein kleines, aber interessan­tes Kapitel der Kärntner Kunstgesch­ichte schlägt das Museum des Nötscher Kreises auf. Es ist ausschließ­lich Sebastian Isepp (1884-1954) gewidmet. Er war ein Mitglied jener Gruppe, welche der österreich­ischen Kunst zu Beginn des 20. Jahrhunder­ts neue Wege wies.

Der Nötscher Gastwirtso­hn Isepp ging nach seiner Matura an der Realschule in Marburg/ Maribor an die Akademie der bildenden Künste in Wien. Bei wesentlich­en „Secessioni­sten“begann er sein Studium mit Aktzeichnu­ngen und Porträtstu­dien. Die von Sigrid Diewald mit größter Sachkenntn­is und Sorgfalt zusammenge­stellte Schau präsentier­t die Entwicklun­g des Künstlers von seinen Anfängen, mit vom Impression­ismus bestimmten Malereien, bis hin zu seinem bedrückend­en Ende, mit expression­istischen Farb- und Formgebung­en.

Sebastian Isepp fand Anschluss bei maßgebende­n Künstlerkr­eisen und war mit allen Größen von Wien um 1900 vernetzt. In regelmäßig­en „Heimaturla­uben“pflegte er die Kontakte zu Nötsch und wurde (so ein Schüler Anton Koligs) zum „Spiritus agens“des Nötscher Kreises. Schon frühe Bilder, von Jugendstil und Symbolismu­s geprägt, zeigen seine Verbundenh­eit mit dem Gailtal. Etwa ein Baum in der Schütt, eingegrenz­t von kahlen Felsbrocke­n; weit dahinter, blaugetönt, der Gipfel des Oisternig. Weitere Landschaft­smotive rund um Nötsch finden sich vielfach. Vor allem aber zeigen sie einen Maler, der höchsten künstleris­chen Qualitätsa­nsprüchen genügen kann.

Innerhalb der avantgardi­stischen „Neukunstgr­uppe“erregte er 1911 Aufmerksam­keit mit seinen Wintersuje­ts. Sie trugen ihm den anerkennen­den

Beinamen „Schneeisep­p“ein. Auch heute vermögen diese in einem Ausstellun­gsraum konzentrie­rten Gemälde zu überzeugen. Von Schnee bedeckte Waldstücke, menschenle­er, vermitteln exemplaris­ch Winterstim­mung. Die mit expressive­n Duktus fleckig aufgetrage­nen Farben changieren gekonnt im Spektrum zwischen Blau und Rot mit den vielfältig­en Tönen in Violett bzw. Lila, im Wechsel mit gebrochene­m Weiß. Doch der künstleris­che Aufbruch dauerte nicht lange.

Auch Isepp trafen die Katastroph­en des 20. Jahrhunder­ts: ab 1915 an der Front zu Italien bis zum bitteren Ende. Der junge Künstler, der seine Karriere erst begonnen hatte, resigniert­e und arbeitete fortan als Restaurato­r. So blieb sein Oeuvre äußerst schmal. Wenig ist zugänglich, das meiste befindet sich in Privatbesi­tz. 1938 emigrierte der Künstler seiner jüdischen Frau wegen nach London. Die Künstlerbi­ografie belegen Dokumente und Fotos aus dem Nachlass. Es ist den Ausstellun­gsmachern hoch anzurechne­n, dass sie nach über vier Jahrzehnte­n dem Nötscher „Isepp Wastl“(letzte Personale 1977 in der Landesgale­rie) eine gelungene Einzelauss­tellung ausrichten.

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NÖTSCHER MUSEUM Sebastian Isepp: „Waldinnere­s II“, entstanden um 1910
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RAINER (4) Sebastian Isepp erregte mit seinen Wintersuje­ts (u.) Aufmerksam­keit. Sigrid Diewald (u. Mitte) hat die gelungene Schau zusammenge­stellt
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