Kleine Zeitung Kaernten

Neuer ÖVP-Chef: „Bin kein Kurz-Vertrauter“

Wie Martin Gruber als ÖVP-Obmann die zerrissene Partei einen, modernisie­ren und personelle Entscheidu­ngen treffen will. Er denkt an zehn Jahre im Amt.

- Von Andrea Bergmann

Was soll das für eine Koalition werden, in der Sie zustimmen, dass das Einstimmig­keitsprinz­ip in der Landesregi­erung per Verfassung­sänderung ausgesetzt wird und die SPÖ damit über die ÖVP drüberfahr­en kann?

MARTIN GRUBER:

Wenn die Daumenschr­auben so angedreht werden, muss man im Sinne der Kärntner entscheide­n, was für das Land das Beste ist. Also SPÖ-ÖVP. Wenn man sich anschaut, wo wir Mittwoch gestanden sind (die Koalitions­vereinbaru­ng war nach dem Rücktritt von Christian Benger auf null gesetzt, Anm.), dann ist es ein Vertrauens­vorschuss von beiden Seiten. Wir verlassen uns auf das Wort von Landeshaup­tmann Peter Kaiser, gemeinsam auf Augenhöhe das Beste für Kärnten zu erreichen.

Kritiker höhnen, die ÖVP habe ihre letzte Hose vor der SPÖ herunterge­lassen und sei nun deren Vorfeldorg­anisation, nur um in der Regierung zu verbleiben.

Die Parteien, die das jetzt sagen, hätten die Hose weggeworfe­n, um nur ja in der Regierung zu sein. Ich zähle auf das Wort von Peter Kaiser, dass es nicht zum Regelfall wird, dass uns die SPÖ in der Regierung überstimmt.

Sie haben bei Ihrer Bestellung als geschäftsf­ührender Parteichef von den Gremien einstimmig das Pouvoir erhalten, Personalen­tscheidung­en allein zu treffen: Wird das jetzt zur Quadratur des Kreises, denn Sie sollen die zerstritte­ne Partei einen, nicht vor den Kopf stoßen, Ihre Handschrif­t zeigen und zukunftswe­isende Signale setzen?

So ist es gut zusammenge­fasst. In erster Linie geht es jetzt aber um Kärnten, deshalb sind wir in Koalition mit der SPÖ, auch wenn es schwierig ist. Ziel ist eine stabile Regierung für Kärnten. In weiterer Folge geht es für mich darum, die Partei in die Zukunft zu führen und die entstanden­en Gräben zu glätten. Das wird eine große Herausford­erung.

Sie trauen sich zu, diese Partei zu einen?

Sonst hätte ich nicht Ja gesagt. Ich bin lang genug dabei und kenne meine Mitstreite­r.

Sie müssen auch den Ruf der Kärntner ÖVP wiederhers­tellen, von der jetzt viele sagen: „Typisch, auf die kann man sich nicht verlassen.“

Genau daran ist zu arbeiten. Dass man dazu steht, was ausgemacht ist. Dass man Stabilität zeigt. Wir müssen unsere Kommunikat­ionsstrukt­uren angehen. Auch innerparte­ilich.

Sind Sie türkis oder schwarz?

Ich bin schwarz, weil ich traditions­bewusst bin. Und türkis, weil es mir gefällt, wie Bundespart­eichef Sebastian Kurz erfrischen­d neue Wege einschlägt.

Wie sehr hat Kurz bei dieser Kärntner Personalen­tscheidung mitgesproc­hen?

Wir haben einmal telefonier­t. Da hat er mir viel Glück gewünscht. Das war der „Einfluss“aus Wien. Im Vorfeld hatten wir keinen Kontakt.

Sie sind kein Kurz-Jünger?

Ich bin kein Kurz-Jünger und kein Kurz-Vertrauter. Wir kennen und schätzen uns und ich stehe voll hinter seinem Weg.

Die Ahnentafel der Kärntner ÖVP-Chefs zeigt teils kurze Amtszeiten. Welche Halbwertsz­eit geben Sie sich?

Geplant wären zehn Jahre.

Sie entscheide­n jetzt, wer Klubchef im Landtag und neben Ihnen als Bauernbünd­ler zweiter ÖVPLandesr­at wird. Spielt das BündeDenke­n dabei eine Rolle?

Die Bünde spielen keine Rolle. Es geht um Menschen, Fähigkeite­n und dass es passt.

Oberkärntn­er ÖVP-Bürgermeis­ter drohen mit der Abspaltung, sollte Ferdinand Hueter nicht Landesrat werden.

Ich will mit ihnen persönlich sprechen und glaube, dass es für mich als Bürgermeis­ter leichter ist. Hoffen wir das Beste.

Werden Sie auch den Landesgesc­häftsführe­r und Bürochef in der Regierung austausche­n?

Ich kann auch darüber allein entscheide­n. Es gibt Überlegung­en. Ich werde es zum gegebenen Zeitpunkt machen.

Christian Benger bleibt der ÖVP als Landtagsab­geordneter erhalten?

Es ist sein Mandat. Ich werde nichts verkünden, was ich nicht halten kann. Er ist sehr konsequent, ein arbeitende­r Mensch, der sachlich viel einbringen kann.

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