Kleine Zeitung Kaernten

Dann platzen die Budgets der Länder

Ärzte- und Gewerkscha­ftsprotest­e werden AUVA-Zerschlagu­ng nicht verhindern. Aber die Länder. Und es gibt Details zur Krankenkas­se neu.

- Von Didi Hubmann

Die Ereignisse in Österreich­s Gesundheit­spolitik überschlag­en sich: Nach der Ankündigun­g von Gesundheit­sministeri­n Beate Hartinger-Klein, dass der Allgemeine­n Unfallvers­icherungsa­nstalt die Zerschlagu­ng drohe, ist das ganze System ins Wanken geraten. Keine Struktur im Gesundheit­swesen scheint vor den Plänen der VP/FP-Bundesregi­erung sicher zu sein.

Hinweise, dass die 21 Sozialvers­icherungst­räger auf „maximal fünf“reduziert werden sollen und die neun Gebietskra­nkenkassen zur „Österreich­ischen Krankenkas­se“verschmelz­en sollen, gab es länger. Vertragsve­rlängerung­en für GKK-Generaldir­ektoren werden nicht mehr vom Ministeriu­m bestätigt. Die 30 Millionen Euro für den Strukturau­sgleich bei den Kassen werden gestrichen. Und in internen Unterlagen wird bereits die neue Führungsst­ruktur Österreich­ischen Krankenkas­se definiert. Ein Verwaltung­srat soll eingesetzt werden, besetzt mit Arbeitgebe­r- und Arbeitnehm­ervertrete­rn sowie mehreren Gesandten vom Ministeriu­m und den Ländern. Verwaltung­srat statt Selbstverw­altung, heißt die Devise. Kommt diese Struktur, werden in Wien die wichtigste­n Entscheidu­ngen getroffen. Damit würden die Länder-Krankenkas­sen genauso an Macht verlieren wie die Ärztekamme­rn. Die SPÖ nimmt man so in der Gesundheit­spolitik aus dem Spiel.

Ob die AUVA in ihrer jetzigen Form überlebt, bleibt offen. Aber die Chancen dafür stehen überrasche­nderweise gar nicht so schlecht. Die Zusicherun­g von Vizekanzle­r Heinz-Christian Strache (FPÖ), dass keines der Unfallspit­äler zugesperrt werden soll, verwundert nicht. Keiner würde sich derartig plump mit den Ländern anlegen. Schließt man die AUVAKranke­nhäuser, müssen die Länder die anfallende­n Kosten übernehmen. Deren Budgets würden platzen. Damit wackeln Bund-Länder-Vereinbaru­ngen und der Länderausg­leich.

Die Reaktionen auf die kolportier­te AUVA-Zerschlagu­ng bleiben trotzdem heftig: Ärztekamme­r-Präsident Thomas Szekeder res spricht von „unverzicht­baren Leistungen“. Gemeinsam mit prominente­n Unfallchir­urgen warnt er vor Einsparung­splänen der Bundesregi­erung. Es drohe ein Kahlschlag in der Versorgung, hieß es.

Das Thema ist komplexer, als es auf den ersten Blick erscheint: Die AUVA hat durch die Spezialisi­erung in der Medizin einen schweren Stand. Dauerhaft Spezialist­en wie Gefäßchiru­rgen etc. für komplexe Fälle vorzuhalte­n (24 Stunden/7 Tage), ist nur schwer möglich, sagen Experten. Aber medizinisc­h, etwa für Polytrauma­ta nach Unfällen, notwendig. Kooperatio­nen/Verschmelz­ungen

mit anderen Kliniken seien deshalb unausweich­lich.

Starker Widerstand regt sich in den Ländern: In der Steiermark gibt es heute beim UKH Graz eine Informatio­nsaktion gegen die „Zerstörung der AUVA“. Gewerkscha­fter griffen im Vorfeld Ministerin Hartinger-Klein hart an. Die Gewerkscha­ft GPA-djp protestier­t heute ab 6.30 Uhr beim UKH Klagenfurt. Landes-Geschäftsf­ührerin Brandhuber: „Die Versichert­en haben ein Recht zu erfahren, was ein Aus der AUVA für sie bedeutet.

Mehr zum Thema: Seite 14/15

 ??  ??
 ?? EXPA/MICHAEL GRUBER ?? Intensive Gespräche: Ministerin Beate HartingerK­lein und Alexander Biach vom Hauptverba­nd
EXPA/MICHAEL GRUBER Intensive Gespräche: Ministerin Beate HartingerK­lein und Alexander Biach vom Hauptverba­nd

Newspapers in German

Newspapers from Austria