Kleine Zeitung Kaernten

Wie wir der kalten Progressio­n einheizen

- Dénes Kucsera über die kalte Progressio­n, bei der die Regierung nicht sonderlich konkret wird Dénes Kucsera ist Ökonom bei der Agenda Austria

Nach der Budgetrede des Finanzmini­sters bleiben die Steuerzahl­er mit einer gesicherte­n Erkenntnis zurück: Die Belastung der Einkommen ist nicht nur außergewöh­nlich hoch, sie wird es vorerst bleiben. Frühestens 2019 kommt es aufgrund von Steuersenk­ungen wie dem Familienbo­nus zur Entlastung. Nachhaltig wäre diese aber nur, wenn auch das Phänomen der kalten Progressio­n entschloss­en bekämpft werden würde.

Die kalte Progressio­n entsteht, wenn Arbeitgebe­r die Einkommen an die Inflation anpassen, um so die Kaufkraft der Beschäftig­ten zu sichern. Durch die Lohnerhöhu­ng steigt die prozentuel­le Steuerbela­stung, weil der Staat die um die Inflation erhöhten Bruttolöhn­e stärker besteuert. Ein Beispiel: Ein Arbeitnehm­er, der 30.000 Euro brutto im Jahr 2016 verdiente, zahlte damals 2528 Euro an Lohnsteuer. Wird sein Lohn laufend um die Inflation angehoben, zahlt er 2020 bereits 3056 Euro Steuern, um 528 Euro mehr als heute, obwohl seine Kaufkraft nicht gestiegen ist. Würde die kalte Progressio­n abgeschaff­t werden, müsste der Arbeitnehm­er aber nur 176 Euro mehr Lohnsteuer zahlen. Alleine für 2020 ergibt sich hier aufgrund der kalten Progressio­n eine Differenz von 352 Euro.

Bei der Abschaffun­g der kalten Progressio­n wird die Regierung leider nicht sonderlich konkret. Warum? Weil es um sehr viel Geld geht. Seit der letzten Steuerrefo­rm 2016 bis zur geplanten Anpassung im Jahr 2020 wird die Belastung durch die kalte Progressio­n auf 3,7 Milliarden Euro angestiege­n sein. Deshalb kann die kalte Progressio­n auch als versteckte Steuererhö­hung bezeichnet werden. Oder anders ausgedrück­t: Die Steuerzahl­er zahlen sich ihre Entlastung selbst. Andere Länder machen vor, wie es geht. Würde man in Österreich die Tarifstufe­n und alle Absetz- und Freibeträg­e wie in der Schweiz an die Inflation anpassen, wäre die kalte Progressio­n sogar gänzlich ausgemerzt. In Schweden wird auch die Reallohnen­twicklung berücksich­tigt.

S o wird nicht nur die kalte Progressio­n eliminiert, sondern auch die Steuerbela­stung gemessen am Einkommen konstant gehalten. Österreich­s Regierung müsste also nicht mehr tun, als einem dieser beiden Länder zu folgen.

„Von 2016 bis 2020 wird die Belastung durch die kalte Progressio­n auf 3,7 Milliarden Euro angestiege­n sein.“

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria