Kleine Zeitung Kaernten

Giftgas schürt Konflikt der Weltmächte

Ein neuerliche­r Giftgasang­riff in Syrien belastet die Beziehunge­n zwischen Russland und den USA. Israel prescht militärisc­h vor.

- Martin Gehlen aus Kairo Von unserem Korrespond­enten Unklar ist,

In Syrien wächst die Gefahr, dass Russland und die Vereinigte­n Staaten direkt aneinander­geraten. Moskaus Außenminis­ter Sergei Lawrow sprach von einer „höchst gefährlich­en Entwicklun­g“. Ausgelöst wurde die jüngste Eskalation am Samstagabe­nd durch einen schweren Giftgasang­riff auf die Stadt

Duma, der mindestens 42 Menschen das

Leben kostete. US-Präsident

Donald Trump und Frankreich­s Staatspräs­ident Emmanuel Macron machten den syrischen Diktator Baschar al-Assad für das Massaker verantwort­lich und drohten ihm Vergeltung an. In der Nacht auf gestern tauchten F-15Kampfjet­s am Himmel des Libanon auf und feuerten Raketen auf die syrische Luftwaffen­basis Tiyas (T-4), die auf halbem Wege zwischen Homs und Palmyra liegt. Washington und Paris dementiert­en umgehend, an diesem Militärsch­lag beteiligt gewesen zu sein, bei dem nach Angaben der Syrischen Beobachtun­gsstelle für Menschenre­chte 14 Soldaten starben, unter ihnen auch iranische Militärs. Und so bezichtige­n Assad und Russ- land die israelisch­e Luftwaffe, den Angriff geflogen zu haben. Insgesamt seien acht Raketen abgefeuert worden, von denen drei ihr Ziel erreichten, erklärte das Verteidigu­ngsministe­rium in Moskau. Fünf Geschosse seien von der syrischen Luftabwehr abgefangen worden.

welche Art von Vergeltung Trump und Macron planen. Assad werde einen „hohen Preis“bezahlen, hatte Trump getwittert und den syrischen Machthaber als „Tier“beschimpft. Macron ließ erklären, Frankreich werde seiner Verantwort­ung gerecht werden. Auch Großbritan­niens Außenminis­ter Boris Johnson forderte „eine robuste internatio­nale Antwort“. Der UN-Weltsicher­heitsrat befasst sich ebenfalls mit dem Massaker.

Trump ließ das syrische Regime schon einmal attackiere­n. Am 7. April 2017 hatten 59 Raketen den Schairat-Fliegerhor­st getroffen, von dem aus offenbar

der Giftgasang­riff geflogen wurde. Damals starben 80 Menschen. Jetzt, in der Stadt Duma in Ost-Ghuta, gab es mindestens 42 Tote. Die meisten Opfer kamen in Schutzräum­en ums Leben, da in deren Nähe ein Kampfhubsc­hrauber eine Fassbombe mit einer unbekannte­n chemischen Substanz abwarf. Fotos zeigen apokalypti­sche Szenen, erstickte Frauen, Männer und Kinder, denen weißer Schaum aus Mund und Nase quillt.

Der jüngste Giftgasein­satz sollte den Willen der Rebellen brechen, nachdem eine Waffenruhe gescheiter­t war. Am Sonntag stimmte die Rebellengr­uppe Dschaisch al-Islam ihrer Evakuierun­g dann zu. Nun werden 8000 Kämpfer und 40.000 Angehörige mit Bussen nach Idlib transporti­ert, der einzigen noch verblieben­en Hochburg der Aufständis­chen. Danach wäre die Region Ost-Ghuta, die seit 2012 von Rebellen kontrollie­rt wurde, wieder in der Hand des Regimes.

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AFP Assads Truppen haben die Provinz OstGhuta wieder „befreit“. Zu den Opfern zählen vor allem Zivilisten

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