„Fröhliches Kind, fast ein Kasperl“
Eltern wollen Radikalisierung ihres Sohnes nicht mitbekommen haben.
Es sind schwerwiegende Vorwürfe, die einen 19-jährigen Wiener auf die Anklagebank gebracht haben: Er soll einen damals zwölfjährigen Deutschiraker 2016 zu einem Anschlag auf einen deutschen Weihnachtsmarkt angestiftet haben, auch die eigene junge Ehefrau sollte einen Selbstmordanschlag begehen.
Gestern, am dritten Tag im Wiener Terrorprozess, trat ein 13-Jähriger aus Wien, der stolz einen Kampfnamen des Islamischen Staates (IS) trägt, in den Zeugenstand. Der strafunmündige Bub gab freimütig zu, im Alter von zwölf der Terrormiliz angehört zu haben. Er hätte erwogen, nach Syrien zu reisen, um sich am Kampf gegen die Ungläubigen zu beteiligen. Der Angeklagte habe ihn davon abgebracht: „Da hat er mir gesagt, dass ihm der IS gesagt hat, dass wir hier Krieg führen sollen, weil dort schon so viele sind und sie uns nicht brauchen.“Der 19-Jährige, den er über Facebook kennengelernt hatte, hätte ihn auf Mirsad O., einen mittlerweile inhaftierten heimischen Hass- prediger, gebracht. Vage hätte man Pläne geschmiedet, einen Soldaten als Geisel zu nehmen und O. so freizupressen.
Bild des Angeklagten zeichneten gestern dessen Eltern, die Mutter Krankenschwester, der Vater Sozialarbeiter. „Er war ein fröhliches Kind, fast ein Kasperl“, beschrieb die Mutter den jüngeren ihrer Söhne. Sie und ihr Mann hätten Wert darauf gelegt, dass diese „als Österreicher“aufwuchsen, auf die albanischen Wurzeln hätte man bei der Erziehung keinen Wert gelegt. Auch Religion sei nie ein Thema gewesen.
Der Sohn, der wegen „lauter Kasperleien“als Störfaktor gesehen wurde, wurde der Schule verwiesen, später verlor er wegen seiner Vorstrafen auch noch seine Lehrstelle. Dass er sich danach im Internet radikalisierte, wollen die Eltern nicht mitbekommen haben. Seine Festnahme wegen Terrorverdachts sei „ein Schock gewesen“, so der Vater.
Der Prozess wird am Mittwoch fortgesetzt.