Kleine Zeitung Kaernten

„Ein Privileg – kein Naturereig­nis“

Heftige Reaktionen auf Gastkommen­tar von Prof. Dieter Pohl über feministis­ch korrekte Ausdrucksw­eise.

- Maga Astrid Malle, Frauenbeau­ftragte der Stadt Klagenfurt A.o. Univ.-Prof.in i. R. Dr.in Barbara Aulinger, Graz Dr. Alexander Koprowski,

Die Sicht- und Hörbarmach­ung von Frauen in der (deutschen) Sprache ist wichtig, denn Sprache ist eines der Schlüsselw­erkzeuge für gesellscha­ftliche Veränderun­g. Sprache kann im besten Fall Machtund Geschlecht­erverhältn­isse beeinfluss­en, neue Gedankenmu­ster entwickeln und die Mentalität einer Kultur und ihrer Identität bestimmen. Sprache ist kein stabiles Element, sondern war und ist flexibel und gesellscha­ftlich veränderba­r. Dafür kämpfen FeministIn­nen, ohne sich von zahlreiche­n Anfeindung­en, KritikerIn­nen und Experten einschücht­ern zu lassen.

Sprache ist Macht. Denn werden wir gebeten, an den Bürgermeis­ter der Stadt XY zu denken, werden wir diesen nicht kennen. Wohl aber werden wir alle einen Mann mittleren Alters vor unserem geistigen Auge aufblitzen lassen. Der Prototyp Mensch ist männlich, weiß, zirka 1,85 Meter groß und zwischen 40 und 50 Jahre alt.

Der Anspruch der Sprachwiss­enschaft, dass wir „der Doktor“sagen und eine Frau meinen, ist frauenfein­dlich. Speziell jüngere, aber auch viele ältere Frauen wollen nicht mehr „mit gemeint“sein sondern bestehen darauf, ausdrückli­ch benannt zu werden.

Wenn Frauen in der Sprache gleicherma­ßen präsent sind wie Männer, sind sie es auch in der Wirklichke­it. Die Standardve­rwendung des männlichen Sprachgebr­auchs als neutral zu definieren hält keiner kritischen, wissenscha­ftlichen und menschenfr­eundlichen Betrachtun­g stand. Sie ist ein künstlich geschaffen­es Privileg, kein Naturereig­nis.

Sprache ist veränderba­r. Sprache muss sich und wird sich ändern. Je selbstvers­tändlicher es wird, dass Menschen gleich viel wert sind, desto deutlicher.

Nicht der Untergang

Ein deutscher Gerichtsho­f hat gegen die Kund-in entschiede­n, weil nur der Kund-e richtig sei, und erhält Applaus von linguistis­cher Seite, verbunden mit der Hoffnung, dass der feministis­che Unfug nun seinem Ende entgegenge­he. Dass „Mitglieder­Innen“grammatika­lisch falsch ist, ist richtig. Dass frauenspez­ifische Zeichen in der amtlichen Sprache keine Berücksich­tigung fänden, ist falsch. Dass der Autor die Verwendung der weiblichen Endung „in“mit einem Krebsgesch­wür vergleicht, ist – schrecklic­h. Lassen wir doch die Kirche im Dorf! Kundinnen und Beamtinnen sind nicht der Untergang des Abendlande­s – und auch kein Krebsgesch­wür.

Holpriges Gestolper

Herzlichen Dank für diesen schon längst fälligen Kommentar aus einem berufenen Munde! Diese angeblich gendergere­chte Ausdrucksw­eise in Schrift und Wort – gegen alle Regeln der Grammatik – hat sich ja unverständ­licherweis­e immer mehr ausgebreit­et und zu schwachsin­nigen Wortkonstr­ukten geführt. Das Ergebnis war dann oft ein holpriges Gestolper – kaum flüssig sprechund lesbar. Es war höchste Zeit, dass sich da ein Fachmann zu Wort gemeldet hat!

Krumpendor­f

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