Herbert Diess soll Matthias Müller als VW-Boss folgen.
Volkswagen baut Spitze um: Konzernchef Matthias Müller geht, Herbert Diess folgt.
Vor vier Wochen präsentierte Matthias Müller, seit der Ablöse im Zuge des Dieselbetrugs von Martin Winterkorn im September 2015 Nummer eins im VW-Konzern, die makellose Konzernbilanz 2017. Schauplatz war das hypermoderne Volkswagen Group Forum in der Berliner Friedrichstraße – glanzvoller Abschluss eines von Dieselskandal und Rekordabsatz gleichermaßen geprägten Jahres: 11,4 Milliarden Euro Gewinn nach Steuern bescheren nicht nur den Aktionären mehr Dividende, sondern auch dem Konzernchef ein sattes Körberlgeld – 10,2 Millionen Euro Jahresgage.
Es sollte die letzte Bilanz Müllers sein – das wurde gestern bekannt. Auslöser ist eine kryptisch formulierte Pflichtmitteilung des börsennotierten VW-Konzerns, in der von der „Erwägung“einer Weiterentwicklung der Führungsstruktur und einer „möglichen Veränderung im Amt des Vorstandsvorsitzenden“die Rede ist. Mehr wollte der weltgrößte Autobauer (noch) nicht sagen. Der Vertrag des 64-jährigen Müller, von den Familien Porsche und Piëch ins Amt gehoben, läuft eigentlich noch bis 2020. In Berlin hatte sich der frühere Porsche-Chef noch als Visionär präsentiert: Drei Millionen Elektroautos will der Konzern bis 2025 bauen.
Doch die „Dieselgate“-Affäre, die VW bereits mehr als 25 Milliarden Euro kostete, holt die Wolfsburger immer wieder ein. Zweieinhalb Jahre nach Ausbruch der Krise gibt es noch immer zahllose juristische und finanzielle Unwägbarkeiten. „Die Staatsanwälte lassen sich mehr Zeit, als wir uns wünschen“, sagte Müller damals. Seine Millionenvergütung verteidigte er mit einem Hinweis auf das Risiko, das mit seiner Position verbunden sei: „Als Chef steht man immer mit einem Fuß im Gefängnis.“
Am Freitag wird der VW-Aufsichtsrat die Nachfolge an der Spitze regeln. Der Umbau des Konzerns wird ebenfalls Thema sein: Unter anderem geht es um die Einleitung des Börsengangs für die Nutzfahrzeugsparte „Truck & Bus“. Der bevorstehende Umbau trieb die VWAktie am Dienstag, VW-Papiere legten zeitweise um fünf Prozent zu.
Müllers Nachfolge soll Insidern zufolge VWMarkenchef Herbert Diess (59), schon länger als Kronprinz gehandelt, antreten. Der Bayer mit österreichischem Pass und frühere BMW-Manager gilt als Effizienzexperte, Zahlenmensch und Kommunikator, der auch Konflikte mit dem Betriebsrat nicht scheut – wie sich erst unlängst gezeigt hat.