Kleine Zeitung Kaernten

Regungslos hinter dem Wasserglas

Facebook-Chef Zuckerberg gibt sich im US-Senat reumütig. Wirklich überzeugen­d wirkt sein Auftritt nicht.

- Karl Doemens, Washington

Die Anhörung im Sitzungssa­al 216 des Hart-Senatsgebä­udes unweit des Washington­er Kapitols läuft eine gute Stunde, als Mark Zuckerberg ins Stolpern gerät. Der republikan­ische Senator Lindsey Graham hat eine simple Frage gestellt. „Wenn ich mir einen Ford kaufe und damit nicht zufrieden bin, kaufe ich mir beim nächsten Mal einen Chevy“, sagt Graham: „Was mache ich, wenn mir Facebook nicht gefällt? Haben Sie einen Mitbewerbe­r?“

Unbedingt, antwortet der Gründer der weltweit größten Online-Plattform mit mehr als zwei Milliarden Nutzern und beginnt, von Google und diversen Apps zu erzählen. „Glauben Sie nicht, dass Sie ein Monopol haben?“, stößt Graham nach. „Es fühlt sich für mich nicht so an“, erwidert der Milliardär hilflos.

Gerne ist der 33-jährige Konzernche­f nicht nach Washington gekommen. Er redet nicht gerne vor großem Publikum, er trägt meist Jeans und ein graues T-Shirt und wollte nach Bekanntwer­den des Skandals, bei dem die Daten von 87 Millionen Nutzern weitergege­ben wurden, lieber einen Vertreter zur Anhörung schicken. Doch seine Berater drängten ihn und steckten ihn in den dunkelblau­en Anzug mit fliederfar­bener Krawatte, in dem er nun 44 Senatoren gegenübers­itzt.

Zuckerberg bleibt meist regungslos und nippt gelegentli­ch an seinem Wasserglas. Gleich zu Beginn hat er die vorformuli­erte Entschuldi­gung herunterge­spult und erklärt, dass man sich bessern wolle. Doch wenn er geglaubt hat, er werde mit Samthandsc­huhen angefasst, hat er sich getäuscht. Bei Nachfragen muss er mehrfach passen. Und den Eindruck, dass er die Problemati­k seines Geschäftsm­odells wirklich begriffen hat, gewinnt man nicht: „Sie betrachten meine Daten also als Ihr Eigentum?“, hakt der demokratis­che Senator Bill Nelson einmal nach. Zuckerberg schüttelt den Kopf: „Die Leute haben die Kontrolle, wie ihre Informatio­nen gebraucht werden“, behauptet er. Der jüngste Datenskand­al hat gezeigt, dass die Realität anders aussieht.

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AP Sieht sich mit Welle von Kritik konfrontie­rt: Zuckerberg

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