Kleine Zeitung Kaernten

Achtung, es geht um Kinder!

Ob liberale Frauen, die ein Kopftuchve­rbot in Volksschul­en begrüßen, alle Rechtspopu­listinnen sind?

- Von Mensch zu Mensch Carina Kerschbaum­er carina.kerschbaum­er@kleinezeit­ung.at

Jetzt kümmern sich also plötzlich alle um einige wenige Achtjährig­e, die mit Kopftuch die Volksschul­e besuchen. Alles andere als eine „Massenersc­heinung“, wie Lehrer betonen. Und dennoch soll das geplante Kopftuchve­rbot auch nach Meinung liberaler Musliminne­n eine wichtige Maßnahme sein. Manche möchten das Kopftuch ja überhaupt aus der Schule verbannen, weil sie es als Zeichen der Geschlecht­eraparthei­d sehen. Ob diese Frauen alle Rechtspopu­listinnen sind, wie nun der Präsident der Islamische­n Glaubensge­meinschaft (IGGÖ) meint? Mit Sicherheit nicht. Aber nun hat ja auch Österreich mit dem geplanten Kopftuchve­rbot jene Debatte, die Horst Seehofer in Deutschlan­d mit dem Ruf „Der Islam gehört nicht zu Deutschlan­d“ausgelöst hat. Da pocht jetzt der Präsident der IGGÖ auf das Recht, Kinder religiös zu erziehen, und wirft der Regierung vor, Scheindeba­tten zu führen. Postwenden­d nimmt sich die FPÖ offensicht­lich den Islamforsc­her Bassam Tibi zum Vorbild, der integratio­nsunwillig­en deutschen Mitbürgern ausrichten lässt: „Wer Grundwerte nicht akzeptiert, soll gehen. Hier ist die Tür.“Ähnlich unfreundli­ch Direktes richtete gestern der Klubobmann der FPÖ der IGGÖ aus. Wer nicht akzeptiere, in einem aufgeklärt­en Land zu leben, könne „seine Lebensform­en in einem islamische­n Land ausleben“.

Wäre gut, wenn alle zur Ausgangsfr­age zurückrude­rn. Zur Frage des Kopftuches von Kindern als Barriere bei der Integratio­n, aber auch zu jener der spirituell­en Bedeutung des Kopftuches. Und in weiterer Folge zur schwierige­n Frage, wie Frauen vor patriarcha­lischer Bevormundu­ng geschützt werden können. Wer da nur „Hier ist die Türe“, „Achtung, Rechtspopu­listen!“oder gar „Holocaust gegen den Islam“ruft, will diese Frage wohl nicht beantworte­n.

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