Kleine Zeitung Kaernten

„Die grünen Messer waren die größten“

INTERVIEW. Nach fast 15 Jahren nimmt Rolf Holub Abschied aus der Landespoli­tik. Der grüne Frontmann kritisiert die Machtpolit­ik der SPÖ, spricht über Fehler, Erfolge und seine Zukunft als Kabarettis­t.

- Von Wolfgang Fercher

Mit fünf Wochen Abstand: Hat sich Ihre Analyse des Wahldebake­ls verändert? Wenig. Insgesamt rückt Europa nach rechts, man macht Menschen Angst. Wie eine Handpuppe mit Kopftuch, die „Allahu Akbar“sagt. Hinten ziehst du dann Brieftasch­e und Demokratie raus.

Das greift wohl zu kurz in der Analyse. Bei den Kärntner Grünen ist vieles schiefgega­ngen.

Wir haben uns, wie im Bund, auf Streiterei­n eingelasse­n. Die Grünen waren auch früher „Streithans­eln“, durch die Neuen Medien ist das jetzt aber sichtbar. Die Partei ist alt geworden und hat den Generation­swechsel nicht geschafft. Ich habe das in der Regierung nicht als meine Aufgabe gesehen.

Müssen Sie sich nicht auch in die Verantwort­ung nehmen?

Ja, natürlich. Die Funktion des Parteichef­s vom Mandat zu trennen, hat es nicht besser gemacht. Dadurch, dass Marion Mitsche Parteichef­in war, hatte ich überall Baustellen. Zu sagen, ich werde mit 64 oder 65 aufhören, war auch ein Fehler. Ende 2016 hatten wir im Zuge des Hypes um Van der Bellen in einer Umfrage 19 Prozent. Da sagten einige: „Jetzt will ich Landesrat werden.“Damit fing der Zwist an.

Für die Landtagswa­hl sollen sie mehreren die gleichen vorderen Listenplät­ze versproche­n haben. Das hat mit Versprechu­ngen nichts zu tun. Eigentlich wäre es logisch, dass Holub in Klagenfurt und im Land auf Eins gereiht ist. Aber ich hätte womöglich, wie Barbara Lesjak, eine Vertrauens­abstimmung gebraucht. Das wollte ich mir nicht antun. Ich hätte zwar die Mitte, aber nicht links und rechts. Und in Klagenfurt wurde weiter gestritten. Mit fünf Prozent in der Stadt konnten wir nur verlieren.

Wurden Sie in der Regierung vom Aufdecker zum Zudecker? Da war nichts zum Zudecken. Wir haben alles transparen­t gemacht: Solarkatas­ter, Wasserbüch­er, Umweltwert­e. HCB hat uns kalt erwischt. Der Bericht der Funk-Kommission über die Beamtensch­aft war meine Idee, weil ich schwer als Grüner eine rote Abteilung ohne Beweise einsperren kann. Unsere guten Sachen in der Regierung haben die Roten für sich verkauft, die schlechten haben uns die Schwarzen in die Schuhe geschoben. Und dann hat man mich in das Autobahn-Messer (Anm.: Tempo 100 auf der A 2) laufen lassen. Alle Gemeinden richteten Petitionen an mich, zum Schluss ließen sich mich allein. Und die Wähler auch.

Blick auf Ihre Politkarri­ere: Was bereuen Sie, was ist gelungen? Ich habe viele Fehler gemacht, vor allem mit meinem losen Mundwerk. Insgesamt habe ich Kärnten aus der Opposition heraus aber ziemlich umgedreht. Wir hatten im Hypo-U-Ausschuss so viel Arbeit – und eineinhalb Mitarbeite­r für 700 Seiten Bericht, den dann Frau Griss abschrieb. Die Birnbacher-Millionen wären ohne mich auch einfach durchgegan­gen.

Einer Ihrer letzten Sager im Landtag war der Vergleich vom GTI-Treffen mit der Cholera. Gehen Sie jetzt zur Bürgerinit­iative gegen das GTI-Treffen?

Die Bürgerinit­iative hat mich gebeten, mitzumache­n. Ich bin ja schon länger als Anrainer durch die GTI gestört.

Wie haben Sie die Koalitions­verhandlun­gen verfolgt?

Was die ÖVP jetzt gemacht hat, ist für die Würde nicht gut. Christian Benger wollte ja schon nach der Wahl gehen, da bat man ihn noch, zu verhandeln. Und dann kamen die Messer in den Rücken. Meistens zerstört einen die eigene Partei.

Sie sprechen aus Erfahrung. Von den Messern im Rücken waren die grünen die größten.

Die Dreierkoal­ition hat lange an der neuen Verfassung gearbeitet. Jetzt wird sie bei der ersten Möglichkei­t geändert, für eine Abkehr vom Einstimmig­keitsprinz­ip. Das ist reine Machtpolit­ik. Die SPÖ hat eine offene Tür gesehen, ist hineingega­ngen und krallt sich mehr Macht. Auf das

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