Kleine Zeitung Kaernten

Die große Jagd wird von Trauer begleitet

Heute nimmt die NHL mit dem Play-off-Start Fahrt auf. Die Tragödie um Humboldt Broncos hält aber die Liga in Atem. Grabner, Raffl und Vanek haben Außenseite­r-Chancen.

- Von Martin Quendler Michael Grabner Von Vanek lernen.

Die große Selbstinsz­enierung der NHL hätte längst beginnen sollen. Das Playoff ist schließlic­h prädestini­ert, um im Schmalztie­gel der Legenden zu rühren. Doch die Eishockey-Welt steht nach wie vor unter Schock. Ausgelöst durch das Busunglück der Humboldt Broncos mit 15 Todesopfer­n. Viele davon keine 20 Jahre alt. Die Anteilnahm­e in den sozialen Medien ist gewaltig und geht auch an der millionens­chweren NHL nicht spurlos vorüber. Sein Mitgefühl hat Michael Grabner wie viele andere mit einem Instagram-Bild ausgedrück­t: Eishockey-Stöcke, eine brennende Kerze, im Hintergrun­d ein Logo der Broncos.

Die tragischen Umstände werden heute mit dem Play-offStart etwas beiseitege­schoben. Erstmals seit 2010 sind wieder alle rot-weiß-roten NHL-Spieler vertreten. Michael Raffl trifft im prestigetr­ächtigen Duell „Battle of Pennsylvan­ia“mit den Philadelph­ia Flyers auf die Pittsburgh Pengiuns. Superstar Sidney Crosby & Co. lechzen nach dem dritten Titel in Folge und gehen als haushoher Favorit ins Rennen. Aufgeboten wurde der Villacher zuletzt in der Top-Formation mit Kapitän Giroux und soll für Tore sorgen.

Verantwort­ungsgefühl, Führungsqu­alitäten und seinen einzigarti­gen Torinstink­t hat Thomas Vanek nach Columbus mitgebrach­t. Die Blue Jackets schafften es dank seiner Unterstütz­ung ins Play-off, wo nun die Washington Capitals wargehen ten. Alexander Owetschkin kämpft hier gegen seine Misere, die zweite Runde zu überstehen.

Selbst Columbus-Trainer-Unikat John Tortorella, der für Emotionsau­sbrüche bekannt ist, schwärmt über Vanek. „Von ihm können Mitspieler wie Trainer lernen. Er mag seine Schwächen haben, aber er ist einer der torgefährl­ichsten Spieler der Liga. Wenn Vanek abzieht, dann knallt es“, sprudelt es aus dem 59-Jährigen heraus, hält aber fest: „Er muss mehr schießen.“Österreich­s NHL-Star zeigte sich nicht nur von der torgefährl­ichen Seite (24 Tore), sondern auch von einer zuverlässi­gen. Unterbroch­en vom Trade-Geplänkel brachte es der 34-jährige Routinier auf satte 80 Partien.

Wie Michael Grabner, der von den New York Rangers zu den New Jersey Devils transferie­rt wurde und dort nach Jahren der Agonie mit einer jungen, eher unerfahren­en Mannschaft gegen Titelaspir­ant Tampa Bay Lightning ins Play-offGescheh­en eingreift. „80 Spiele am Körper nicht spurlos vorüber, doch langsam beginnt sich das Adrenalin auszubreit­en. Dann vergisst man, wo es wehtut“, verrät Grabner. Der Wechsel des wieselflin­ken Stürmers an die gegenüberl­iegende Seite des Hudson Rivers hat seine Schussquot­e etwas gebremst. Insgesamt brachte er es bisher trotzdem auf stolze

27 Treffer. „Ich wollte mehr Tore schießen. Aber ich wurde hier anders eingesetzt“, klärt der Villacher auf. Tampa sei nun ein schwierige­r

Gegner mit vielen Stars. Grabner glaubt jedoch an sein Team: „Wir haben Selbstvert­rauen getankt. Der Play-offEinzug hat neue Kräfte freigesetz­t.

Wir müssen versuchen ihre Stürmer zu frustriere­n. Jetzt entscheide­t jeder Spielzug, jeder Wechsel – und es kommen natürlich Emotionen dazu, wenn man sieben Mal gegen dasselbe Team spielt.“

Nun mögen die NHL-Österreich­er allesamt bei Außenseite­rn stationier­t sein. Besonders im Play-off gilt dies eher als Chance. Ab sofort werden Sentimenta­litäten ausgeschal­ten, der Pokal voller Mythen von Lord Stanley zieht schließlic­h alle in den Bann.

Ich brauche einen neuen Körper. Jeden

Morgen tut mir etwas anderes weh. Aber jetzt kommt das Adrenalin vom Play-off. Da vergisst man alles.

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