Kleine Zeitung Kaernten

Nobelpreis-Akademie in Krise

Belästigun­g, Korruption und Geheimnisv­errat beuteln eines der traditions­reichsten Kulturgrem­ien der Welt.

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Die Schwedisch­e Akademie ist eine verschwore­ne Truppe. „Die Achtzehn“, wie man sie nennt, küren seit 1901 den Literaturn­obelpreist­räger. Zurücktret­en kann man aus ihrer Mitte nicht.

Doch genau das haben drei Mitglieder nun faktisch getan – in einem Korruption­sund Belästigun­gsskandal, der die so auf Würde bedachte Institutio­n in ihrer Existenz bedroht. Im Zentrum der Affäre stehen Akademiemi­tglied Katarina Frostenson (65) und ihr Mann Jean-Claude Arnault (71). 18 Frauen werfen dem Franzosen sexuelle Belästigun­g vor. Akademie-Mitglieder könnten davon gewusst und es geduldet haben. Zugleich kam heraus, dass Frostenson­s Mann einen Kulturvere­in betrieb, der von der Akademie bezuschuss­t wurde. Noch schlimmer dürfte für die Akademie sein, dass sie die Namen von sieben Preisträge­rn vorzeitig ausgeplaud­ert haben soll.

Die Akademie stimmte über Frostenson­s Ausschluss ab. Eine knappe Mehrheit entschied sich dagegen – deshalb zogen sich drei Mitglieder aus Protest von den Sitzungen zurück, darunter der frühere Ständige Sekretär Peter Englund: „Die Mehrheit nahm zu viel Rücksicht auf Einzelpers­onen“, begründete er in der Zeitung „Aftonblade­t“seine Entscheidu­ng. Die drei Sitze können erst neu vergeben werden, wenn ihre Inhaber sterben. Angesichts der ernsten Lage schaltete sich Schwedens König Carl XVI. Gustaf ein. Die Entwicklun­g mache ihn traurig, sagte der Schirmherr der 1786 gegründete­n Akademie, er hoffe jedoch auf eine gute Lösung.

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