Tödlicher Sturz in Schacht
Drama in Villach: Fünfjähriger stürzte mit Betreuer in Brunnenschacht. Der 56-Jährige verstarb, Bub schrie stundenlang um Hilfe.
Tragischer Unfall in Landskron: Ein fünfjähriger Bub und sein 56 Jahre alter Betreuer stürzten in einen 20 Meter tiefen Schacht. Der Mann verstarb, das Kind schrie stundenlang um Hilfe.
Ich zittere immer noch am ganzen Körper, es ist furchtbar“, sagt eine Villacherin und blickt auf das Grundstück ihrer Nachbarn. Fassungslosigkeit steht der Frau ins Gesicht geschrieben.
In der idyllischen Wohnsiedlung in Villach ist seit Montagnacht nichts mehr, wie es war: Ein Fünfjähriger war mit seinem Sozialbetreuer, der jede Woche die Familie des beeinträchtigten Buben unterstützt, in einen 20 Meter tiefen Brunnenschacht gestürzt und harrte dort rund acht Stunden aus, bevor er gerettet werden konnte. Sein 56jähriger Begleiter konnte nur noch tot geborgen werden. Zuvor hatten 50 Einsatzkräfte der Feuerwehr, Polizei und aus anderen Einsatzorganisationen nach dem Kind gesucht. „Seine Familie war schon am Nachmittag verzweifelt auf der Suche nach ihm“, erzählt eine Dame in der benachbarten Trafik.
Die Abgängigkeitsanzeige bei der Polizei ging erst Montagabend ein, dann dauerte es noch bis 22.30 Uhr, bis der Fünfjährige aus seinem dunklen Gefängnis befreit werden konnte.
„Entscheidend für die Rettung war der Hinweis, dass es diesen Brunnen auf dem Grundstück der Familie überhaupt gibt“, sagt Thomas Prettner von der Hauptfeuerwache Villach. Erst dadurch fanden die Einsatzkräfte den offenen Schacht mitten im Gestrüpp. „Wir haben ein leises Wimmern vernommen“, sagt Prettner.
Ausgebildet für Menschenrettung und Absturzsicherung kroch er in die nur einen Meter
Wir haben ein leises Wimmern gehört, in den Schacht gerufen und zum Glück Antwort erhalten.
Thomas Prettner, Retter
Ein Bekannter gab den Hinweis zum Schacht. Den gibt es seit 1948, er war immer verschlossen.
Leopold Hinteregger, Nachbar
breite Öffnung. „Es war dunkel, feucht und roch modrig. Ich habe zuerst versucht, den Kleinen, der auf dem Toten lag, zu beruhigen“, sagt Prettner. Dass sein Begleiter nicht mehr gelebt hat, dürfte der Bub realisiert haben. „Der hört mich einfach nicht mehr“, habe er dem Retter zugeflüstert.
Zurzeit wird der Fünfjährige, der bei dem Unfall nur leicht verletzt wurde, im LKH Villach intensivmedizinisch betreut. „Sein Zustand ist stabil“, sagt Kabeg-Pressesprecherin Kerstin Wrussnig. Den entscheiden- den Hinweis zum Fundort des Buben gab ein direkter Nachbar. „Ihm ist der alte Brunnen an der Grundstücksgrenze wieder eingefallen“, erklärt Leopold Hinteregger aus der Siedlung, der sich an den Bau des Schachtes im Jahr 1948 erinnern kann. „Er war immer mit einem schweren Betondeckel verschlossen“, sagt Hinteregger.
Feuerwehr und Polizei hatten das Areal abgesucht, auch der Polizeihubschrauber „Libelle“mit Wärmebildkamera war im Einsatz. Bis die Rettungskette in Gang gesetzt wurde, vergingen Stunden. Erste Hilferufe wurden bereits gegen Mittag vernommen. „Ich sah die Kinder draußen spielen, alles klang weit weg. Ich konnte die Rufe nicht zuordnen“, schilderte ein Ohrenzeuge. Er wusste seit Kindertagen vom Brunnen.
Wie der Schacht verschlossen war und ob der Betreuer samt Abdeckung in die Tiefe gestürzt ist, ist nun Gegenstand der Ermittlungen. Ein Sachverständiger für Brunnenbau und der Gerichtsmediziner für die Obduktion des Verstorbenen wurden angefordert.