Kleine Zeitung Kaernten

„Luftschläg­e ändern auf Dauer nichts“

Für Brigadier Walter Feichtinge­r könnten die USA zu einem schnellen Bestrafung­sszenario greifen.

- Manuela Swoboda

Wie sehen die Szenarien nun in Syrien aus? WALTER FEICHTINGE­R: Das eine ist ein Bestrafung­sszenario, bei dem die Amerikaner nur einige wenige Ziele in Syrien bombardier­en, und damit hat es sich. Szenario zwei: das Bombardeme­nt dieser angebliche­n 22 Ziele, von denen das Pentagon spricht. Da wären dann Anlagen für chemische Kampfstoff­e dabei. Ich denke nicht, dass die USA gezielt Luftschläg­e auf syrisches Militär macht, denn das könnte kritisch werden.

Inwiefern?

Da Russland das LuftraumVe­rteidigung­ssystem sehr hochgerüst­et hat, könnte Russland gemeinsam mit der syrischen Luftabwehr versuchen, viele der angreifend­en Cruise Missiles, diese Marschflug­körper oder Raketen, abzufangen. Das wäre dann ein direktes Aufeinande­rtreffen von Amerikaner­n und Russen.

Und der Beginn eines neuen Kalten Krieges?

Gute Frage. Der Kalte Krieg war ja dadurch gekennzeic­hnet, dass nicht direkt miteinande­r gekämpft wurde. Kommt es zu einer direkten Konfrontat­ion zwischen Russland und den USA in Syrien, wird es komplizier­t. Es käme zu einer weiteren politische­n Verhärtung zwischen Amerika und Russland. Ich gehe aber davon aus, dass im Hintergrun­d zwischen den beiden Großmächte­n verhandelt wird. Die Botschaft könnte lauten: Russland soll sich zurückhalt­en, Amerika macht einen Bestrafung­sschlag, dann gehen wir zur Tagesordnu­ng über.

Muss die Welt Angst vor einem Krieg haben?

Nein. Beängstige­nd ist allerdings, dass das Vertrauen zwischen Russland und dem Westen, und da auch zu Europa, so stark in Mitleidens­chaft gezogen worden ist. Wer kein Vertrauen hat, unterstell­t dem anderen immer das Schlimmste. Das wäre der Beginn eines neuen Wettrüsten­s.

Was bedeutet die Eskalation in Syrien für uns?

Es kann zu einer neuen Flüchtling­swelle kommen.

„Kein US-Angriff wird das militärisc­he und politische Gleichgewi­cht am Feld in Syrien stören“, sagt ein iranischer Politiker. Ist das so?

Es gilt auch heute die alte Regel: Dauerhafte Veränderun­gen werden nicht durch Luftschläg­e gemacht, sondern am Boden. Und dort sind die Iraner, die Russen und die Syrer.

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Brigadier Walter Feichtinge­r ist Leiter des Instituts für Friedenssi­cherung und Konfliktma­nagement in Wien

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