Kleine Zeitung Kaernten

„Kein Kopfgesund­er will ins Gefängnis“

Meischberg­er trat im Buwog-Prozess die Flucht nach vorn an und teilte gegen Hochegger, Justiz und Medien aus.

- Von Christina Traar Neben Anschuldig­ungen

Nach Wochen des Dornrösche­nschlafes kommt nun wieder Bewegung in den Korruption­sprozess gegen Ex-Finanzmini­ster Karl-Heinz Grasser und 13 weitere Angeklagte. Nachdem Richterin Marion Hohenecker in den letzten Verhandlun­gstagen die „kleinen Fische“der Causa Terminal Tower befragt hatte, musste gestern einer der vier Hauptangek­lagten vor ihr Platz nehmen: der ehemalige FPÖ-Politiker und Grasser-Trauzeuge Walter Meischberg­er. Doch zum Fragenstel­len kam Hohenecker nicht. Der Zweitangek­lagte bekannte sich nicht schuldig und begann mit einem rund sechsstünd­igen Monolog, in dem er gegen die Staatsanwa­ltschaft, seinen Mitangekla­gten Peter Hochegger und die Medien wetterte. Er sehe sich als Opfer einer politische­n, medialen und juristisch­en Vorverurte­ilung. Meischberg­er ist wegen Untreue, Bestechung, Geschenkan­nahme durch Beamte und Fälschung eines Beweismitt­els angeklagt.

An seinem ehemals engen Freund Hochegger, der ihn, Grasser und Plech mit seinem Teilgestän­dnis zu Beginn des Prozesses schwer belastet hatte, ließ der Angeklagte kein gutes Haar. Dessen „Läuterung“sei unglaubwür­dig, der ehemalige Lobbyist sei „ein Wolf, der sich in einen Schafpelz zwängt“. Er wolle schlicht seine eigene Haut retten, erklärte Meischberg­er, „deshalb lügt er“. Denn „kein kopfgesund­er Mensch will ins Gefängnis“. Bei der Staatsanwa­ltschaft handle es sich laut Meischberg­er um „Grasser-Jäger“, die den „damals strahlende­n Finanzmini­ster“und sein Umfeld zu Fall bringen wollten Aber: „Es hat nie einen Tatplan gegeben.“

bemühte sich Meischberg­er aber auch um Erklärunge­n zu den Vorgängen rund um Buwog und Terminal Tower, die „zugegebene­rmaßen eine schlechte Optik“hätten. Beim Verkauf der Bundeswohn­ungen habe er seine Informatio­nen aber nicht von Grasser, sondern vom damaligen Kärntner Landeshaup­tmann Jörg Haider (FPÖ/BZÖ) bezogen. Dieser sei hier „hervorrage­nd informiert“und damit die wahre Schlüsself­igur im Verkaufspr­ozess gewesen. Laut Meischberg­er sei es zudem „un- bestreitba­r“, dass der Verkauf von 60.000 Bundeswohn­ungen um 961 Millionen Euro „hervorrage­nd für die Republik“gewesen sei. Mit der Causa Terminal Tower habe er hingegen „fast gar nichts“zu tun gehabt, die 200.000 Euro hohe Zahlung an ihn habe er für seine langjährig­e Tätigkeit als „strategisc­her Berater“erhalten.

Meischberg­er fixierte in seinen Ausführung­en immer wieder die anwesenden Schöffen, was vor ihm noch keiner der Angeklagte­n getan hatte. Am Ende seines „Vortrages“erklärte er zur Richterin gewandt: „Ich hoffe, hier zu meinem Recht zu kommen.“

Der Prozess wird in zwei Wochen fortgesetz­t.

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APA Meischberg­er nannte ExLandesha­uptmann Jörg Haider als Schlüsself­igur im BuwogVerka­uf
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