Landeshauptstadt der starken Frauen
Bei zwölf historischen Stadtrundgängen kann man ab heute mehr über die weibliche Geschichte Klagenfurts erfahren.
Norbert-Artner-Park. Herrengasse, Doktor-ArthurLemisch-Platz. Wer mit offenen Augen durch Klagenfurt spaziert, stellt rasch fest, dass nur wenige Straßen und Plätze nach Frauen benannt wurden. Dabei gab es zahlreiche Klagenfurterinnen, die im Laufe der Geschichte Großartiges für ihre Stadt geleistet haben. „Von der Hebamme, die selbst 16 Kinder hatte und auch noch bei 4000 anderen Müttern Geburtshilfe leistete, über den Elisabethinenkonvent bis hin zu erfolgreichen Unternehmerinnen und Stifterinnen“, so die Klagenfurter Frauenbeauftragte Astrid Malle. Für das Jubiläumsjahr „Klagenfurt 500“hat sie sich ein besonderes Projekt einfallen lassen. Ab heute bis zum 19. Oktober werden unter dem Motto „Klagenfurter Frauengeschichten“12 Stadtführungen angeboten, die sich dem Lebensweg einflussreicher Damen widmen: und zwar in den Bereichen Kunst, Kultur, Medien, Unternehmertum und Politik. Von der frühen Neuzeit bis zur Gegenwart. Die Rundgänge werden von Gerlinde KlammerMinichberger und Astrid Legner geleitet. Die beiden Fremdenführerinnen recherchierten gemeinsam mit der Historikerin Alexandra Schmidt die Biografien von 47 starken Frauen. „Bei den Recherchen nach Bildern und Texten fühlte ich mich wie eine Detektivin“, erzählt Klammer-Minichberger, die sich bei dem heutigen Themenrundgang den künstlerischen Frauen Klagenfurts widmet. „Frauen waren zu allen Zeiten Kulturschaffende. Mit unseren Führungen möchten wir sie sichtbar machen.“
Treffpunkt ist die Pestsäule auf dem Alten Platz. Von dort geht es in die nach einer berüchtigten Badestube im Mittelalter benannten Badgasse, welche der katholischen Kirche stets ein Dorn im Auge gewesen sei. „Die Bademägde standen am Rande des ältesten Gewerbes“, erzählt Klammer-Minichberger von prekären Arbeitsbedingungen zu dieser Zeit. Auf die erste Kulturschaffende trifft man am Heuplatz, wo einst Schauspielerin Heidemarie Hatheyer (Geier Wally) zu Hause war, deren NS-Vergangenheit lange verheimlicht wurde, laut Klammer-Minichberger eine „typisch österreichische Geschichte“. Nächste Station ist die Gustav-Mahler-Musikschule, die auch an Alma Mahler erinnert. Die Gattin des Komponisten führte in einer Zeit, in der man Frauen dies nicht zugestand, eine Affäre mit Gustav Klimt. Gleich mehrere Biografien sind mit dem Stadttheater verwoben. Etwa jene von Josepha Scholz, sie war 1807 Klagenfurts erste weibliche Theaterdirektorin und verhinderte im Alleingang die Zerstörung des Theaters durch französische Truppen.
Weitere Stationen sind das Ursulinen-Gymnasium, wo Ingeborg Bachmann zur Schule ging sowie das Stauderhaus, wo Maria Lassnig ein Atelier hatte. Am Ende der Führung gibt es bei Kaffee und Kuchen die Gelegenheit, mit einer Medienfrau aus der Gegenwart zu plaudern, darunter Antonia Gössinger, Ilse Gerhardt und Karin Bernhard. Eines steht jedenfalls jetzt schon fest: An bedeutenden Frauen hat es in Klagenfurt zu keiner Zeit einen Mangel gegeben.