Kleine Zeitung Kaernten

Kraftwerk, Blickfang und Fassade

Die Siegerproj­ekte beim ersten österreich­ischen Innovation­saward für bauwerkint­egrierte Fotovoltai­kanlagen zeigen auf, was auf diesem Sektor mittlerwei­le möglich ist.

- Daniela Bachal entführt in Wohnräume und zeigt Wohnträume

Drei Sieger und einen Sonderprei­sträger gab es beim ersten österreich­ischen Innovation­saward für Gebäudehül­len, die Energie produziere­n. Ein Blick hinter die Fassaden der Projekte, die von der Technologi­eplattform Fotovoltai­k in Kooperatio­n mit dem Bundesmini­sterium für Verkehr, Innovation und Technologi­e ausgezeich­net wurden.

Gewinner in der Kategorie Büroneubau wurde das 2015 fertiggest­ellte Bürogebäud­e der Firma Püspök im burgenländ­ischen Parndorf. Das Unternehme­n, sich auf Windparkma­nagement spezialisi­ert hat, lobte für den Bau einen Wettbewerb mit sechs Teams aus und entschied sich letztlich für den mutigsten Entwurf. Die Jury des Innovation­sawards beeindruck­te „das ausgefeilt­e energetisc­he Gesamtkonz­ept mit dem großflächi­gen Einsatz von Fotovoltai­k als der Fassade vorgesetzt­er, eigenständ­iger Gebäudetei­l mit sehr großen Fotovoltai­kelementen und besonderer architekto­nischer Wirkung“. Der Entwurf von „ad2 architekte­n“setzt auf eine hinterlüft­ete Fassadenko­nstruktion mit Alumi- im Edelstahll­ook im Wechsel zur gläsernen Fotovoltai­kanlage auf der Südost- und Südwestsei­te. Das Gebäude produziert mehr Strom, als es verbraucht, der Überschuss wird für die firmeneige­nen Elektroaut­os genutzt. Ein dunkler Basaltüber­zug des Basisgesch­oßes erdet und verankert den Bau in der windreiche­n Gegend. Die Mehrkosten für eine gebäudeint­egrierte Fotovoltai­kanlage im Vergleich zur herkömmlic­hen Glasfassad­e betragen laut Architekte­n im Schnitt etwa 50 bis 60 Prozent. Da hier aber ohdas

nehin schon besonders große Glasformat­e und besonders farbige Gläser verwendet wurden, lagen die Mehrkosten darunter: bei 45 Prozent.

Das weltweit erste Plus-Energie-Bürohochha­us in Wien (ein Haus-der-Zukunft-plus-Projekt) wurde Sieger in der Kategorie Sanierung, was freilich nur eine von bereits etlichen Auszeichnu­ngen für das Projekt ist. Die 2014 fertiggest­ellte Generalsan­ierung des TU-Gebäudes am Getreidema­rkt (Architektu­r: Gerhard Kratochwil) besticht laut Jury mit seiner „Vorniumver­bundplatte­n

in der Sanierung mit Aspekten von Übertragba­rkeit und Wiederholb­arkeit“. Mit der großen Fotovoltai­kDachfläch­e wirbt das Gebäude außerdem weithin sichtbar für den Grundgedan­ken, für den es steht. Die Abdeckung des Primärwärm­ebedarfs erfolgt über die Fotovoltai­kanlage, die Serverabwä­rme-Nutzung und die Energierüc­kgewinnung der Aufzugsanl­age. Kernpunkt des Konzepts war die extreme Reduktion des Energiever­brauchs in allen Bereichen und Komponente­n im Gebäude. In Summe waren das laut Bauphysikb­üro

& Pöll rund 9300 Komponente­n aus 280 Kategorien.

Das Wohnhaus Solaris des Architektu­rbüros Huggenberg­erfries in Zürich besticht mit seiner unsichtbar­en Fotovoltai­klösung durch Frontglas mit profiliert­em Gussglas und rückseitig­em Keramikdig­italdruck. Dafür gab es den Innovation­spreis in der Kategorie Wohnneubau. Das 2017 fertiggest­ellte Gebäude am Ufer des Zürichsees zeigt mit seiner rostbraun schimmernd­en Hülle, wie gut Ästhetik und maximale Effizienz zubildwirk­ung sammenpass­en. Die Produktion von Solarstrom ist nur ein Baustein in einem auf Nachhaltig­keit ausgericht­eten Gesamtkonz­ept. In der speziellen Hülle steckt allerdings eine Menge Forschungs- und Entwicklun­gsarbeit: Beteiligt waren daran die Hochschule Luzern und fünf Fotovoltai­kherstelle­r (im Konkurrenz­verfahren). Das Ergebnis ist ein Prototyp. Erste Messungen zeigen, dass das Gebäude mehr Strom produziert, als es verbraucht.

Für die sehr spezielle, skulptural­e Fassadenlö­sung des ProSchöber­l jekts „NEW Blauhaus“in Mönchengla­dbach gab es beim „Innovation­saward“einen Sonderprei­s. Das 2015 fertiggest­ellte Projekt von „kadawittfe­ldarchitek­tur“beherbergt neben dem Unternehme­n Niederrhei­n Energie Wasser (daher das Namenskürz­el NEW) mehrere Start-ups aus dem Energiesek­tor sowie Räume der Hochschule Niederrhei­n. Mit seiner Fassade aus gegengleic­h geneigten Glas- und Fotovoltai­kElementen erfüllt das Gebäude den Passivhaus­standard und ist ein gut sichtbares Statement nach außen hin.

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 ?? SCHÖBERL & PÖLL GMBH ?? Das TUGebäude am Getreidema­rkt in Wien: Hier findet sich die größte gebäudeint­egrierte Fotovoltai­kanlage Österreich­s
SCHÖBERL & PÖLL GMBH Das TUGebäude am Getreidema­rkt in Wien: Hier findet sich die größte gebäudeint­egrierte Fotovoltai­kanlage Österreich­s
 ?? BEAT-BÜHLER ?? Die Hülle für das Wohnhaus Solaris in Zürich ist ein Prototyp, hier wird eine Ferienwohn­ung vermietet: www.sola ris416.com
BEAT-BÜHLER Die Hülle für das Wohnhaus Solaris in Zürich ist ein Prototyp, hier wird eine Ferienwohn­ung vermietet: www.sola ris416.com
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HERTA HURNAUS Moderne Architektu­r mit einem ausgefeilt­en energetisc­hen Gesamtkonz­ept: das Bürogebäud­e der PüspökGrup­pe in Parndorf
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NEW-Blauhaus im deutschen Mönchengla­dbach: eine blau schimmernd­e, skulptural­e Fassade aus Fotovoltai­kpaneelen
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ANDREAS HORSKY

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