Polit- statt Starkino
Cannes zeigt sich heuer politisch und lädt den Putin-Kritiker Kirill Serebrennikov zum Festival.
Ein starkes politisches Signal setzt das Filmfestival Cannes 2018. So wird „Leto“von Kirill Serebrennikov gezeigt werden. Der russische Theater- und Filmregisseur Serebrennikov ist in seiner Heimat verstärkt Repressionen ausgesetzt. Weil ihm vorgeworfen wird, Gelder des Moskauer Gogol-Centers veruntreut zu haben, steht er seit mehr als einem halben Jahr unter Hausarrest, sein Pass wurde eingezogen. Zahlreiche westliche Unterstützer kritisieren den Umgang mit dem Künstler und sehen in den Ermittlungen den Vorwand, einen kritischen Geist mundtot zu machen. Serebrennikov dürfte sich auch missliebig gemacht haben, weil er offensiv die Situation von Homosexuellen in Russland thematisierte.
Neben Serebrennikov ist auch der neue Film von Jafar Panahi „Drei Gesichter“eingeladen. Über den iranischen Regisseur ist ein 20-jähriges Berufsverbot verhängt worden, weil er sich immer wieder kritisch zur sozialen und politischen Lage seiner Heimat geäußert hat. Seinen vorletzten Film „Taxi Teheran“schmuggelte Panahi 2015 nach Deutschland, um ihn bei der Berlinale zeigen zu können.
Mit Spike Lees „BlacKkKlansman“steht ein weiterer politisch geprägter Film im Wettbewerb. Auch im Programm sind unter anderem Jean-Luc Godards „Le livre d’image“, Matteo Garrones „Dogman“, Stéphane Brizés „At War“und Lee Changdongs „Burning“. Das Festival läuft vom 8. bis 19. Mai.