In vier Minuten zur Glückseligkeit
Salzburg steht nach einem 4:1 gegen Lazio Rom im Halbfinale der Europa League. Innerhalb von vier Minuten schossen die Mozartstädter drei Tore.
Der einzige Vorteil, den eine Hinspiel-Niederlage nach sich zieht, ist, dass man weiß, wie viele Tore mindestens zu schießen sind, um zum Beispiel ins Semifinale der Europa League einzuziehen und den größten Erfolg der Klubgeschichte zu feiern. 2:4 hatte der FC Salzburg vor einer Woche bei Lazio verloren, gestern siegte der österreichische Meister nach 0:1-Rückstand und einer verblüffenden Aufholjagd 4:1. Nach dem Abpfiff lagen einander die Spieler in den Armen, feierten den wahr gewordenen Traum.
Die Bullen-Arena in WalsSiezenheim war ausverkauft, Mehr als 27.000 liebäugelten mit einer Sensation, die knapp 2000 mitgereisten Lazio-Fans freilich nicht. Gehofft hatte man, dass die Italiener den österreichischen Meister auf die leichte Schulter nehmen würden. Dass sie sich für das römische Derby gegen AS Roma am Sonntag schonen würden. Fehlanzeige.
Lazio war vom Anpfiff an präsent, auch wenn Hwang die Gastgeber in Minute fünf beinahe in Führung gebracht hätte. Schlager spielt den Südkoreaner mittels Steilpass frei, der einzige WM-Starter in den Reihen der Salzburger scheitert am Goalie. Hwang hatte im Hinspiel wegen Sperre gefehlt.
Salzburg-Trainer Marco Rose,
der von „mehr Schärfe“in der Spielauffassung gesprochen hatte, ließ gegen den Ball im 4-32-1 agieren, in der Offensive schalteten sich die Außenverteidiger Ulmer und Lainer vehement in die Angriffe ein. Bloß: Lazio ließ nichts zu, trat
im Stile einer europäischen Klassemannschaft auf. Hinten fünf Mann, drei davor im Mittelfeld – für Salzburg gab es kein Durchkommen. Zudem waren die Italiener in der Luft haushoch überlegen, erwischten fast jeden Kopfball zuerst. Das Toreschießen probierten die Gäste mangels Notwendigkeit relativ spät, in Minute 43 rettete Goalie Walke exzellent gegen Immobile. Das Kunststück wiederholte der Deutsche kurz nach Wiederanpfiff.
41 Minuten blieben der Rose-Elf, das Unmögliche zu schaffen. Die Verteidigung begann gefährlich hoch aufzurücken und fing sich prompt das 0:1 ein. Luis Alberto passte von der Mittellinie in die Tiefe, Top-Torjäger Immobile sprintete auf Walke zu und versenkte die Kugel im Kreuzeck (55.). Salzburg war sprachlos, aber nur 22 Sekunden lang, ehe Dabbur mit seinem fünften Tor im laufenden Bewerb die perfekte Antwort gab. So, als wäre nichts passiert, brauchte Salzburg also immer noch zwei Tore zum Aufstieg.
Dem ersten am nächsten kam Schlager, der, warum eigentlich nicht öfter?, einen Schuss aus der Distanz abgab. Den begeisterten Fans stockte der Atem – der Ball klatschte an die Stange (66.). Die Hausherren machten endgültig auf. Nachdem Luis Alberto nach einem Konter den Matchball vergeben hatte, gab der ebenfalls 20-jährige Haidara den zweiten Weitschuss der Partie ab – 2:1 (72.). Und plötzlich kippte die Partie, Salzburg traf im Zwei-Minuten-Takt. Hwang stellt auf 3:1, Lainer erhöht per Kopf auf 4:1.
Plötzlich brauchte Lazio ein Tor, um wenigstens die Verlängerung zu erreichen. Keine Chance mehr. Salzburg hat ein Kapitel österreichischer Fußballgeschichte erfolgreich abgeschlossen.
Der zweite Klub aus dem Hause Mateschitz schaffte den Sprung ins Semifinale nicht. Nach dem 1:0-Heimsieg unterlag RB Leipzig in Marseille 2:5. Die Deutschen hatten geführt, ehe Teamspieler Ilsanker mit einem Eigentor die Trendwende einleitete.