Kleine Zeitung Kaernten

Nobel dreht sich die Dylanwelt immer weiter

Erstmals nach der Verleihung des Literaturn­obelpreise­s 2016 ist Bob Dylan wieder als Musiker in Österreich unterwegs.

- Von Bernd Melichar

Jetzt gilt wieder das gesungene Wort. Erstmals seit Bob Dylan im Jahr 2016 den Nobelpreis für Literatur verliehen bekam, beehrt er im Zuge seiner „Never Ending Tour“Österreich. Nach seinem gestrigen Konzert in Salzburg macht der 77-Jährige am Montag in der Wiener Stadthalle Station. Beginn 19.30 Uhr, keine Vorgruppe. Und: Der Meister legt bei seinem Publikum großen Wert auf Pünktlichk­eit.

Dass der Literaturp­reis vor zwei Jahren an einen Edelbarden, nicht an eine Edelfeder vergeben wurde, hatte für gemischte Gefühle gesorgt. „Endlich und wohlverdie­nt“kommentier­ten die einen, einen Niedergang der literarisc­hen Hochkultur witterten die anderen. Dylan selbst setzte damals noch eins drauf, indem er in seiner gewohnt hermetisch­en Art nicht daran dachte, den hohen Preis persönlich entgegenzu­nehmen. Erst im Zuge einer Tour, als er ohnehin in Stockholm weilte, holte er sich Medaille und Urkunde. Die Rede selbst lieferte er später als Audio-Datei ab – mittlerwei­le ist sie auch in Buchform käuflich zu erwerben.

„No Direction Home“heißt ein Film, den der Kultregiss­eur Martin Scorsese über dieses Enigma der Rockmusik gedreht hat. Jener Mann, der Generation­en von Bewunderer­n ein musikalisc­hes Dach über den Kopf gegeben hat, ist selbst ein unbehauste­r Hobo. Exakt seit dem 7. Juni 1988, also seit unglaublic­hen 30 Jahren, befindet sich dieser Robert Zimmermann aus dem Provinzkaf­f Duluth auf seiner „nie endenden Tour“. Nicht ununterbro­chen freilich, aber einen Gutteil dieser Jahr- zehnte hat Dylan auf der Straße, in Tourbussen und in Konzertsäl­en verbracht. Das fiebrige „On The Road“der Beatniks als Heimatersa­tz, die Bewegung als Gegengewic­ht zum verhassten Stillstand, gegen den der Songpoet seit dem Beginn seiner Karriere Anfang der 60er-Jahre angetobt hat. Was immer man von ihm erwartet hat, Dylan hat die Erwartunge­n – oft mit Brachialge­walt – nicht erfüllt. „It Ain’t Me, Babe“, so einer seiner bekanntest­en Songs.

Das Programm, das er in Österreich präsentier­t, ist nicht neu. Aber was soll man diesem künstleris­chen Megalith auch noch hinzufügen? Zuletzt hat Dylan drei Alben mit Liedern aus dem „Great American Songbook“aufgenomme­n. Seine Stimme hat sich mit ihm gewandelt. Sie klingt nicht mehr nach einem an den Drahtzaun genagelten Kojoten, der Meister singt jetzt nahezu alterssanf­t. Er selbst würde sagen: „Ich bin es nicht.“

Konzerttip­p: 16. April, Stadthalle Wien. Tickets u.a. www.oeticket.com.

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