Kleine Zeitung Kaernten

Der Kostenbrem­ser greift jetzt ins Lenkrad

Herbert Diess (59) katapultie­rt sich in den Chefsessel von Volkswagen.

- Uwe Sommersgut­er

September 2015: für Volkswagen der Moment der Zeitenwend­e. Als VW zugeben musste, in elf Millionen Fahrzeuge Betrugssof­tware zur Manipulati­on der Abgaswerte eingebaut zu haben, war der frühere Spitzenman­ager bei BMW Herbert Diess erst drei Monate VW-Markenvors­tand und somit unbelastet. Weil Diess, ein Münchener mit österreich­ischem Pass, bei BMW im Kronprinze­nduell gegen Harald Krüger unterlag, ließ er sich von einem Landsmann nach Wolfsburg lotsen: Ferdinand Piëch holte den polarisier­enden Freund klarer Worte in sein Reich. Nach dem zweieinhal­bjährigen Intermezzo von Matthias Müller an der VW-Spitze wird Diess also doch noch Chef eines deutschen Autobauers.

Dieser sportlich-drahtige Typ mit Steherqual­itäten, vier Jahre jünger als Müller, feiert im Herbst seinen Sechziger. Der verheirate­te Vater zweier erwachsene­r Kinder ist das personifiz­ierte Gegenteil seines zaudernden Vorgängers: Eloquent, direkt und polternd, aber auch charmant und reflektier­end. Das bewies er beim GTI-Treffen 2017 am Wörthersee, wo er sich entspannt VW-Fans und Medien stellte. Ausgerechn­et in Maria Wörth ventiliert­e er locker parlierend die Idee eines GTI mit Elektroant­rieb, quasi als Brückensch­lag zwischen Legende und Zukunft.

Genau darum geht es nun in Wolfsburg: den weltweit größten Autokonzer­n, durch Dieselgate ins Schlingern geraten, auf Kurs zu bringen. Kulturell und kostenmäßi­g muss sich VW ins Zeug legen, schlanker und schneller werden. Sein Ruf als Kostendrüc­ker und Effizienze­xperte reicht dafür nicht: Auf dem Weg in die digitalisi­erte Zukunft muss aus Volks-Wagen VolksMobil­ität werden.

 ?? APA ?? Der Österreich­er Herbert Diess nimmt nun im Chefsessel von VW Platz
APA Der Österreich­er Herbert Diess nimmt nun im Chefsessel von VW Platz

Newspapers in German

Newspapers from Austria